Beim Klagenfurter Flughafen sind nach dem Landesrechnungshofbericht viele Fragen zum Anteileverkauf offen. Für die Wirtschaft noch wichtiger ist: Was wird aus dem Flughafen?
JÜRGEN MANDL: Ich betrachte die Entwicklung mit Sorge. Der Wirtschafts- und Lebensstandort Kärnten braucht einen Flughafen als Tor zur Welt. Die Unternehmen brauchen ihn für Geschäftsreisen und Kundenbesuche, der Tourismus braucht ihn fürs Incoming wie fürs Outgoing, die Kongress- und Eventbranche braucht ihn für hochrangige Vortragende und Show Acts. Darauf wollen und können wir nicht verzichten. Wir sprechen hier von einer wichtigen Infrastruktureinrichtung für ein ganzes Bundesland, nicht von einem Spekulationsobjekt. Dementsprechend hoch sollte das Engagement aller Beteiligten sein, auch wenn die Rahmenbedingungen derzeit schlechter kaum sein könnten.
Reicht der Wirtschaft die Koralmbahn als Alternative?
Selbstverständlich ist die Koralmbahn von eminenter wirtschaftlicher Bedeutung, weil sie die Wirtschaftsräume Kärnten und Steiermark, in Wahrheit den Raum von der Oberen Adria bis nach Ostösterreich enger zusammenrücken lässt. Aber die Verbindung nach Graz und zum Grazer Flughafen ist selbstverständlich kein vollwertiger Ersatz für den Airport Klagenfurt. Es wird ja nach derzeitiger Planung nicht einmal eine Haltestelle beim Flughafen Graz geben: Man fährt quasi unter der Rollbahn durch bis Graz, um von dort mit Regionalverbindungen zurück zum Flugplatz zu kommen. Die Haltestelle ist dann noch 300 Meter vom Flughafen entfernt. Aus Kärntner Sicht ein schlechter Scherz.
Vor einem halben Jahr brach der Lockdown herein. Ihr Befund für die Kärntner Wirtschaft?
Dieses Niederfahren war unvorstellbar. Die Branchen sind unterschiedlich betroffen. Reise- und Busunternehmer, Schausteller, Marktfieranten oder Eventveranstaltern ist alles eingebrochen, was über Jahrzehnte aufgebaut wurde. Andere kamen relativ gut durch die sechs Monate, wie Bau und Baunebengewerbe.
Wie voll sind Auftragsbücher?
2021 kann das Niveau der letzten Jahre erreicht werden, die öffentliche Hand zieht Projekte vor. Treibacher investiert 100 Millionen, das zeigt Vertrauen in den Standort.
Und zeigt die Substanz der Industrie, die es aber im Autozulieferbereich noch schwer hat.
Kärnten hängt nicht so stark an der Automobilindustrie wie Oberösterreich und die Steiermark, daher bin ich für die Industrie zuversichtlich.
Wie groß ist ihre Sorge um den Arbeitsmarkt im Winter?
Der Arbeitsmarkt ist immer eine große Sorge. Andererseits fanden Industrie-, Gewerbe- und Tourismusbetriebe nicht genug Arbeitskräfte.
Der Tourismus erlebte vielerorts einen Rekordsommer. Was bringen Herbst und Winter?
Kärntens Tourismuswirtschaft gab mit Hingabe ein starkes Lebenszeichen. Österreich muss bei Infektionszahlen herunterkommen, dass es keine Reisewarnungen gibt. Kärnten tut für niedrige Fallzahlen alles, damit Wintertourismus stattfindet. Der Tourismus half auch dem Handel.
Nun stockt der Fixkostenzuschuss, weil Finanzminister Blümel und Brüssel nicht eins sind.
Ich finde es schädlich, was die EU-Kommission hier macht. Jeder EU-Beamte würde als Reisebüro- oder Busunternehmer anders denken. Ich erwarte, dass es bald Einsehen gibt.
Besonders gefährdet sind Kleinstbetriebe, EPU. Viele beklagen späte und geringe Hilfen.
Auch wenn nicht alles perfekt war: Die Wirtschaftskammer Kärnten hat vom Härtefallfonds 30.000 Auszahlungen mit insgesamt 35 Millionen Euro getätigt. Jetzt wurde er auf zwölf Monate ausgeweitet.
Wie machen Sie den so sehr geforderten Unternehmerinnen und Unternehmern weiter Mut?
Vom Unternehmergeist lebt alles und dafür man muss den Unternehmen soviel Grundsubstanz gewähren, dass sie durchstarten können.
Adolf Winkler