Die Versteigerung von Funkfrequenzen für die neueste Mobilfunkgeneration 5G hat rund 202 Millionen Euro in den Staatshaushalt gespült. Alle Frequenzpakete aus den Bereichen 700, 1500 und 2100 MHz wurden vergeben, teilte die Regulierungsbehörde RTR am Freitag mit. Insgesamt 1702 Katastralgemeinden erhalten in Zukunft demnach eine leistungsfähige Breitbandversorgung.

Damit zahlen die drei Mobilfunkbetreiber A1, Magenta und Drei deutlich weniger als ihre Kollegen in Deutschland, wo die Auktion 6,55 Milliarden Euro für das Staatsbudget brachte - also bereinigt um die Bevölkerungsanzahl rund das dreifache. RTR-Chef Klaus M. Steinmaurer betonte heute vor Journalisten, dass die Auktion in Wien keineswegs mit der in Berlin vergleichbar ist, weil es hierzulande weit höhere Auflagen gibt.

Zu dem Auktionserlös von 202 Millionen Euro kämen noch Investitionszusagen im Umfang von rund 500 Millionen Euro hinzu. "Der Auktionserlös (weder hoch noch niedrig) war zu keinem Zeitpunkt in Ziel des Vergabeverfahrens", heißt es in den Presseunterlagen. Ziel sei es gewesen, möglichst viele der 2100 unterversorgten Katastralgemeinden mit Breitband zu versorgen. Die Auktion würde auch einen positiven Effekt auf den Glasfaserausbau haben. "5G zieht das Glas ins Land", so Steinmaurer.

Magenta investierte 86,7 Millionen Euro

Um den Bietern auch jene Gebiete schmackhaft zu machen, die bisher kaum ausgebaut wurden - viele davon im Grenzgebiet zu Tschechien - gab es einen Bonus. Die Bieter konnten gegen die Übernahme der Verpflichtung von zusätzlicher Versorgung einen Preisabschlag auf die vorher gegebenen Gebote ersteigern.

Am tiefsten in die Tasche griff bei der heute abgeschlossenen 5G-Auktion Magenta, das sich die 5G-Frequenzen 86,7 Millionen Euro kosten hat lassen. Es folgt A1 mit 65,6 und Drei mit 49,6 Millionen Euro. Grundsätzlich meinte der oberste Regulator des Landes: "Ich glaube, da haben alle gewonnen."

Bei der Versteigerung der Vorgängergeneration LTE im Jahr 2013 mussten die Netzbetreiber weit tiefer in die Tasche greifen. Zwei Milliarden Euro mussten sie an den Finanzminister damals überweisen - bekamen dann aber die Hälfte davon über die Breitbandmilliarde wieder zurück.

Magenta, A1 und Drei zeigten sich in einer ersten Reaktion zufrieden. Thomas Arnoldner, Chef der A1 Telekom, meinte: "Wir sind sehr zufrieden und sehen dieses Ergebnis als langfristige Investition in das österreichische Mobilfunknetz und die digitale Zukunft des Landes." Andreas Bierwirth, CEO von Magenta, wiederum betonte: "Mit der exzellenten neuen Frequenzausstattung können wir unsere Rolle als führender 5G-Anbieter stärken." Drei-Chef Jan Trionow betonte: „Wir sind bereit, einen signifikanten Beitrag für die österreichweite 5G Versorgung zu leisten. Mit den erworbenen Frequenzen verfügen wir jetzt über die Voraussetzung, den Netzausbau in den nächsten Jahren voranzutreiben. Die geplanten Netz-Investitionen werden in einem hohen 3-stelligen Millionen Bereich liegen."

Fragen und Antworten zum Mobilfunkstandard 5G

Was ist 5G überhaupt?

5G bezeichnet die fünfte Mobilfunkgeneration. Die bisherigen waren das analoge mobile Telefonieren sowie die Digitalstandards GSM, UMTS und LTE. 5G kann die Daten rund hundert Mal schneller transportieren als das aktuelle LTE (4G). Der neue Standard verspricht aber auch kürzere Laufzeiten der Daten (Latenz).

Warum sind kurze Latenzzeiten in 5G relevant?

Wer etwa Computerspiele im Internet spielt, freut sich über niedrige "Ping"-Zeiten, die angeben, wie lange kleine Datenpakete zwischen Server und Endgerät brauchen. Über 5G können Daten fast in Echtzeit übermittelt werden, die Latenzzeit kann unter einer Millisekunde liegen und darf höchstens zehn Millisekunden betragen. Das macht das Netz zum Beispiel attraktiv für den Betrieb ferngesteuerter Fahrzeuge und Präzisionsroboter. Auch Telemedizin-Anwendungen, zum Beispiel eine Operation aus der Ferne, sind nur mit einer geringen Latenz möglich.

Außerdem können in einer 5G-Funkzelle viel mehr Geräte bedient werden als bei den älteren Standards. Mit 5G können Geräte bis auf einen Meter genau geortet werden. Die 5G-Architektur kann sich intelligent an den jeweiligen Erfordernissen der Geräte im Netz ausrichten. So kann ein 5G-Netz zum Beispiel in einer Fertigungshalle besonders viele Dinge und Maschinen miteinander verbinden, in einer anderen Situation hohe Bandbreiten etwa für die Wiedergabe hochauflösender Videos zur Verfügung stellen oder aber auf Straßen ein besonders schnelles und zuverlässiges Netz mit kurzen Latenzen zur Verkehrssteuerung bieten.

Welche Frequenzen wurden in Österreich jetzt versteigert?

Bei der nun abgeschlossenen "Multibandvergabe 2020" wurden Nutzungsrechte für insgesamt 27 Frequenzpakete aus den Frequenzbereichen 700 MHz (6 Blöcke), 2100 MHz (12 Blöcke) und 1500 MHz (9 Blöcke) vergeben.

Um eine möglichst flächendeckende Versorgung mit Mobilfunk-Breitband zu forcieren, wurde der Erwerb von 700 MHz-Frequenzpaketen mit der Auflage verknüpft, 900 unterversorgte Katastralgemeinden flächendeckend mit 5G auszustatten. Für weitere 1.200 bisher schlecht versorgte Gemeinden gab es ein Bonussystem: Die Bieter ersteigerten zusätzliche Versorgungsverpflichtungen für einzelne Gemeinden und erhielten dafür Preisabschläge. Zusätzliche Versorgungsauflagen gibt es für hochrangige Verkehrswege. Damit die Abdeckung mit möglichst wenigen Sendern erreicht wird, dürfen die Mobilfunker auch zusammenarbeiten.

Bei der ersten 5G-Auktion im Frühjahr 2019 hatte der österreichische Staat für die Frequenzen 3,4 bis 3,8 GHz rund 188 Mio. Euro erlöst. Der bisher höchste Versteigerungserlös wurde im Herbst 2013 erzielt: Die Mobilfunker bezahlten für Nutzungsrechte in den Bereichen 800/900/1800 MHz insgesamt mehr als 2 Mrd. Euro.

Auch Kroatien, Slowenien, Serbien, Bulgarien, Weißrussland und Mazedonien haben für 2020 Frequenzauktionen geplant.

Ist 5G gesundheitsschädlich?

Kritiker von 5G, unter ihnen auch einige Wissenschafter und Ärzte, warnen vor verschiedenen negativen Auswirkungen des neuen Mobilfunkstandards. Sie befürchten u.a. ein erhöhtes Krebsrisiko oder Konzentrationsstörungen bei Kindern. Es wird auch befürchtet, dass sich die Strahlungsbelastung erhöht, weil mehr Mobilfunksender gebraucht werden.

Tatsächlich geht die höchste Strahlungsbelastung vom eigenen Handy aus, und die Signalstärke des Handys nimmt ab, je besser der Empfang (durch mehr Sender) ist.

Langzeitstudien zu 5G kann es zwar noch nicht geben, andererseits gibt es auch keine plausiblen Gründe, warum die für 5G genützte elektromagnetische Strahlung gefährlich sein sollte: Die verwendeten Frequenzen liegen deutlich unter jener des sichtbaren Lichts und um viele Größenordnungen unter der Röntgenstrahlung. Die Strahlenbelastung durch den Mobilfunk erreicht nur einen kleinen Bruchteil der festgelegten Grenzwerte.

Nach Ansicht der meisten Wissenschafter sind also Zellmutationen und damit ein erhöhtes Krebsrisiko auszuschließen. In Experimenten wurde jedoch bei Dauerbestrahlung eine leichte Erhöhung der Körpertemperatur festgestellt.

Welche Rolle spielt Huawei beim 5G-Ausbau in Österreich?

Bei der 5G-Vorgängertechnologie 4G (LTE) hatte der umstrittene chinesische Ausrüster Huawei das Netz für Magenta (damals T-Mobile Austria) gebaut. Bei 5G setzt Magenta auf mehrere Lieferanten, unter anderem auf Nokia, Ericsson, Cisco, aber weiterhin auch auf Huawei. Partner des teilstaatlichen Konkurrenten A1 ist Nokia. Der dritte Netzbetreiber "Drei", der zum Hongkonger Mischkonzern Hutchison gehört, arbeitet bei der Netztechnik mit dem zweiten großen chinesischen Ausrüster ZTE zusammen.

Wie kann 5G die unterschiedlichen Anforderungen bedienen?

Bei 5G gibt es nicht ein Netz für alle, sondern viele virtuelle Netze, die bestimmte Anforderungen erfüllen. Dieses Prinzip nennt man Network-Slicing. Manche Anwendungen verlangen möglichst große Datenübertragungsraten, andere haben nur kleine Datenmengen zu übertragen, die aber mit möglichst geringer zeitlicher Verzögerung ankommen müssen, beispielsweise bei der Steuerung einer Drohnensteuerung, Robotersteuerungen in Fabriken oder der Vernetzung selbstfahrender Fahrzeuge. In der Logistik wird dagegen eine möglichst stromsparende Anbindung von unzähligen Gegenständen an das Internet der Dinge gewünscht. Für etliche Anwendungsszenarien gibt es also einen Slice (engl. Scheibe oder Stück).

Wer profitiert von 5G?

Zunächst werden vor allem Unternehmen profitieren, die den neuen Standard zum Beispiel in ihrer Fertigungshalle oder in einem Fuhrpark für das Internet der Dinge nutzen. Für die Industrie 4.0 gilt 5G als unverzichtbar. Auch intelligente Verkehrsleitsysteme sind in Planung, bei denen sich etwa die Ampelschaltung am tatsächlichen Verkehrsaufkommen orientiert. Zudem wird der Einsatz von 5G für den Betrieb autonomer Fahrzeuge getestet.

Was hat der private Nutzer davon?

Erste Smartphones, die bereits den 5G-Standard unterstützen, sind bereits auf dem Markt. Allerdings sind die 5G-Tarife der Mobilfunker noch teuer, der zusätzliche Nutzen für die meisten Anwendungen noch gering. Vorteile dürfte 5G privaten Nutzern überall dort bringen, wo viele Menschen zusammenkommen und gleichzeitig online sein wollen. So eignet sich 5G zum Beispiel ideal dafür, auf einem Open-Air-Konzert oder bei einem Fußballspiel im Stadion keinen Besucher mehr netztechnisch im Regen stehen zu lassen.

Löst 5G die 4G-Netze ab?

Zunächst noch nicht, für viele Anforderungen dürfte LTE völlig ausreichen - zum Beispiel beim Streaming von Videos. Im einfachen Betrieb kommt LTE auf eine Bandbreite bis zu 150 Megabit pro Sekunde, in manchen Städten sind heute bereits bis zu 300 Mbit/s möglich. Allerdings sind viele LTE-Netze nicht in der Lage, die theoretisch möglichen Höchstgeschwindigkeiten auch in der Praxis zu liefern. Bei 5G soll die bei den Nutzern tatsächlich ankommende durchschnittliche Datenübertragungsrate im Vergleich zu LTE viel höher sein.

Wird es künftig 5G flächendeckend geben?

Vorerst wohl kaum - und nach Einschätzung von Experten ist das auch nicht notwendig, weil die besonders hohen Bandbreiten und die kurze Latenzzeit vor allem von Unternehmen benötigt werden und in spärlich bewohnten Gebieten für bloße Telefonie oder einfache Internet-Anwendungen nicht gebraucht werden. Auch autonome Fahrzeuge werden zwar für den Datenaustausch auf 5G zurückgreifen, aber nicht darauf angewiesen sein, sondern sich auf die eigene Sensorik verlassen.