Unterschiedliche Interpretationen der firmeninternen Gegenspieler gab es rund um die Gesellschafterversammlung des Kristallkonzerns Swarovski. Vorstandschef Robert Buchbauer sah eine überwiegende Mehrheit der Gesellschafter sowie den Beirat hinter seinen Plänen und bekundete an einer Neuausrichtung festhalten zu wollen.
Eine "Familiengruppe" rund um Paul Swarovski berichtete der APA hingegen von Abstimmungsniederlagen der Geschäftsführung in der rund 75-köpfigen Versammlung. Die auf der Tagesordnung gestandene "Genehmigung der Einbringung" des Wattener Betriebes des Geschäftsbereiches Kristall unter das Dach einer Schweizer Holding sei nämlich "mit den Gegenstimmen der Familie" erfolgreich verhindert worden - und damit auch die "vorgelegte Variante einer Strukturreform". Bei den "Oppositionellen" handle es sich vor allem um den "Stamm Fritz", der 18,7 Prozent der Anteile halte. In der Versammlung habe die Gruppe rund 20 Prozent an Anteilen ausgemacht. Da Einstimmigkeit vonnöten gewesen wäre, sei das Vorhaben der Geschäftsführung zu Fall gebracht worden, hieß es. Dies gelte auch für die "Ausgliederung" von Optik und Tyrolit in die Schweiz.
"Klares Bekenntnis zum Standort"
Buchbauer blieb indes in einer Aussendung, in der er ein "Resümee" der Versammlung zog, bei seinem Wording der vergangenen Tage: "Das heutige Treffen war ein nächster wichtiger Schritt im Rahmen eines breiten und intensiven Prozesses" und fügte hinzu: "Wir werden unser Ziel weiterhin mit aller Kraft und der gebührenden Verantwortung verfolgen." Die Vorbereitungsarbeiten für die geplante Strukturänderung würden planmäßig weiterlaufen, bis zum Jahresende solle diese auf Schiene gebracht werden, wiederholte der Vorstandschef seine Ankündigung von vor der Versammlung. In der Sitzung habe es erneut ein klares Bekenntnis zum Standort seitens der Unternehmensführung gegeben: "Unsere Botschaft an alle, die um den Standort Wattens fürchten, ist eindeutig: Wattens verliert weder an Status noch Bedeutung und ist essenziell für den Neustart von Swarovski."
Veränderungen an der Struktur und Anpassungsmaßnahmen sah auch die Gruppe um Paul Swarovski als "sehr wohl nötig" an. "Unsere Seite hat hierfür sinnvolle und machbare alternative Vorschläge vorgelegt", hieß es gegenüber der APA. Aus der Sicht der Gruppe bleibe Wattens dabei "nicht bloß als ein Standort oder 'Hauptstandort' erhalten, sondern Unternehmenszentrale und Ort der Komponentenproduktion für das unersetzliche B2B-Geschäft mit entsprechenden Kapazitäten".
Der Kristallkonzern hatte im Juli angekündigt, im Herbst in Wattens von den derzeit noch bestehenden 4600 Stellen weitere 1000 abzubauen. Mittelfristig würden am Hauptsitz rund 3000 Menschen beschäftigt sein. Denn bis 2022 soll sich der Mitarbeiterstand noch einmal um 600 Stellen verringern.