„Erich Dörflinger hat Landesgeschichte geschrieben, auch im internationalen Kontext gesehen. Er hat bewiesen, was man mit Beharrlichkeit erreichen kann und ist sich in seinem Tun der Verantwortung gegenüber der nächsten Generation immer bewusst“, würdigte Landeshauptmann Peter Kaiser den in Ruhestand tretenden Top-Manager, der bei Flex Europa vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsratsvorsitz wechselt. Anlass der Würdigung war die Verleihung des Großen Ehrenzeichen des Landes an Dörflinger, sowie auch an Hans Schönegger. Schönegger habe "Kärnten geprägt, Spuren in den Landesgesellschaften hinterlassen und mit ihm gemeinsam ist es uns gelungen, Kärnten im Zuge der Hypo-Heta-Krise vor der Insolvenz zu retten“, würdigte Lhstv. Gaby Schaunig den Ex-KWF- und Landesholding-Vorstand.
Zur Schlüsselübergabe bei Flex an seinen Nachfolger Martin Reiner hielt Dörflinger im interview mit der Kleinen Zeitung Rückschau.
"Unsere Produkte retten Leben"
Herr Dörflinger, wie wehmütig fällt der Abschied von Flex nach 46 Jahren?
ERICH DÖRFLINGER: Natürlich ist Wehmut dabei, denn es war eine schöne Zeit, mit Höhen und Tiefen, von fast zusperren bis zu starkem Wachstum.
Das Zusperren durch Philips 1994 haben Sie mit verhindert.
Der Schlüssel war fast schon übergedreht, wir sind von 1000 auf 250 Leute gesunken. Wir haben eine Art Management-Buy-out gemacht und ich ging als Sales Manager von Türklinke zu Türklinke für Aufträge. Wir stiegen als Neutronics auf 10.000 Mitarbeiter mit drei Werken auch in Ungarn.
Die spätere Fusion mit Flextronics war ein Glücksfall?
Wir waren gut in Zentral- und Osteuropa, Flextronics in den USA und in China, da war es 1997 das perfekte Merger. Wir haben dann auf das richtige Pferd gesetzt mit Medizintechnik, für die ich die Special Business Solutions leitete, später trug ich Verantwortung für Werke in vielen Ländern und dann auch für ganz Europa.
Ihre persönlichen Höhepunkte?
Das waren und sind die Menschen in Althofen. Unsere Mitarbeiter sind das Gold des Unternehmens. Es gibt den Alt-hofener Geist, zusammenzustehen. Nicht umsonst sind wir heuer bereits zum zweiten Mal mit dem Award „Great place to work“ ausgezeichnet worden.
Am Donnerstag wurden Sie mit dem Großen Ehrenzeichen des Landes Kärnten ausgezeichnet. Worauf sind Sie besonders stolz?
Natürlich auch darauf, dass wir mit unseren Produkten Leben retten, mit Blutanalysegeräten oder Pflastern, die Gehirntumore stoppen. Nun erzeugen wir auch Corona-Masken. Auch bei Nachhaltigkeit etwas vorzuleben, war mir wichtig. Wir haben jetzt null CO2-Ausstoß und sind die Green Factory, mit dem größten Mitarbeiter-Photovoltaik-Kraftwerk auf dem Dach. Unser soziales Engagement reicht bis zur Feuerwehr. Wir haben 50 Feuerwehrleute, die immer wieder zu Einsätzen bezahlt freigestellt werden. Zwei sind sogar First Responder.
Flex ist Eckpfeiler der Kärntner Industrie. Wie hat sich diese im Lauf der Jahre verändert?
Wir haben in Kärnten sehr gute, innovative Unternehmen, die sich auch bei Digitalisierung gut entwickeln. Aber wir sind in Kärnten schlecht, den Standort auch gut zu verkaufen. Das habe ich auch der Industriellenvereinigung gesagt.
Jetzt übergeben Sie das Zepter mitten in der Coronakrise – mit welchem Gefühl?
Ich hätte es mir lieber anders vorgestellt. Unsere 50-Jahr-Feier musste schon zwei Mal verschoben werden auf Oktober. Es war gut, dass wir zu Corona den Status 1 erhielten, also bei Zoll und Lieferungen bevorzugt werden, das half uns für Lieferungen aus Ländern in Asien. Dafür war ich in der Corona-Taskforce von Ministerin Margarete Schramböck.
Sie sehen topfit aus, sprühen vor Energie. Was werden Sie tun?
Ich bin ja nicht ganz weg. Bei Flex Europa werde ich mit 1. September von der Funktion des Vorstandsvorsitzenden in die des Aufsichtsratsvorsitzenden wechseln. Verantwortung und die guten Kontakte zu Althofen bleiben. Aber ich freue mich auf private Reisen und ganze Golfrunden.
Adolf Winkler