Bei einem Sonderaufsichtsrat am 8. Juli will Bettina Glatz-Kremsner, Vorstandschefin der Casinos Austria, das bis jetzt größte Restrukturierungsprogramm in der Geschichte des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns vorlegen. Sicher ist, dass Jobs verloren gehen, eine Zahl wird noch nicht genannt. Der Konzern beschäftigt 3400 Mitarbeiter im In- und Ausland, davon 1700 in den 12 Spielbanken der Casinos Austria AG und in der Zentrale. Keiner dieser Standorte soll geschlossen werden.
Umfangreiche Maßnahmen
„Es kommen umfangreiche Maßnahmen“, erklärt Casinos-Sprecher Patrick Minar. Corona und die Folgen setzen den Spielstätten schwer zu. Sie waren 73 Tage geschlossen, eine Rückkehr zur alten Normalität ist aber (noch) nicht möglich und dies lastet auf dem Geschäft, wie Andreas Sauseng, Direktor des Grazer Casinos erklärt: „Die Gäste halten uns nach der Wiedereröffnung die Treue, aber wir verzeichnen deutlich weniger Besucher aus dem Ausland. Es fehlen Kongresse, der Städtetourismus und die Veranstaltungen.“ Es kommt hinzu, dass wegen der Abstandsregel der Zugang beschränkt ist und nur jeder zweite Automat bespielt werden kann. Im Casino Graz arbeiten 120 Personen, 2019 kam man laut Minar auf 200.000 Besuche und 20 Millionen Euro Umsatz. Der Staat kassierte neun Millionen Euro an Steuern und Abgaben.
Weniger Besucher aus dem Ausland
„Wir können nicht über zu wenig Frequenz klagen – im Gegenteil“, sagt Paul Vogel, Casino-Direktor in Velden. Aber auch am Wörthersee fehlen Besucher aus dem Ausland, Kongresse und Veranstaltungen. In seinem Eventkalender verweist das Casino Velden, das in diesem Tagen sein 70-Jahr-Jubiläum feiert, derzeit auf ein einziges Fest: die Silvestergala. Geöffnet wurde Velden am 14. Juli 1950 als damals fünftes Casino in Österreich.
Im Casino Velden arbeiten inklusive der Gastronomie 180 Personen, 2019 wurden dort laut Minar 200.000 Besuche gezählt, 27 Millionen Euro Umsatz wurden (ebenfalls inklusive Gastronomie) erzielt, zwölf Millionen Euro an Steuern und Abgaben entrichtet.
Der Bruttospielertrag des Gesamtkonzerns, also inklusive der Österreichischen Lotterien, lag 2019 mit 1,359 Milliarden Euro knapp über 2018. Die Casinos steuerten davon 321,6 Millionen Euro bei. Doch wird betont, dass eine Restrukturierung auch ohne Corona notwendig geworden wäre, die Pandemie die Probleme aber verstärkt habe. Negativ wirkt sich demnach auch das Rauchverbot in der Gastronomie aus.
Einen Sparkurs fixierte Glatz-Kremsner unmittelbar nach ihrem Antritt als Generaldirektorin im Mai des Vorjahres – damals noch ohne Stellenabbau. Diesen April startete der Vorstand das aktuelle Sanierungskonzept. Im Mai wurde bekannt, dass ab Juli die Firmenpensionen um 30 Prozent gekürzt werden sollen. Unangetastet bleiben aber die Pensionen von (Ex)-Vorständen. Dass Glatz-Kremsner (57), seit 30 Jahren im Konzern, ab 60 einen jährlichen Anspruch auf 400.000 Euro Betriebspension genießt, sorgte bereits für heftige Kritik.
Ende Mai erhielten die Casinos von den Lotterien, an denen sie 74 Prozent halten, 53 Millionen Euro an Dividende. Minar betont, dies sei kein Hilfspaket gewesen, wie der „Kurier“ berichtet. Das Casinogeschäft sei in den vergangenen zehn Jahren profitabel gewesen. Seit geraumer Zeit ist das Unternehmen in den Schlagzeilen – unter anderem wegen Postenschachers und des Machtkampfes der Aktionäre. Aktuell ist die tschechische Sazka Group mit 55,5 Prozent Mehrheitseigentümer, die Staatsholding ÖBAG hält 33,2 Prozent, die Bank Schelhammer & Schattera der Grawe 5,3 Prozent und die Privatstiftung Melchart 4,9 Prozent.