Nur gut 600 Meter Luftlinie entfernt, erfolgte vor rund fünf Jahren die spektakuläre Sprengung des Kohlekraftwerks Voitsberg – nun soll auf dem früheren Bergbau-Areal des ehemaligen Karlschacht II in Bärnbach/Rosental Österreichs größte Freiflächen-Fotovoltaikanlage entstehen, wie seitens der Energie Steiermark betont wird. Dafür hat man sich von der GKB-Bergbau eine Grundstücksoption bis Ende 2022 gesichert. Um zwölf Millionen Euro soll auf 20 Hektar eine Anlage mit 16 Megawatt Leistung errichtet werden. Laut Unternehmen entspricht das einer Produktion von rund 18 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr, mehr als 5000 Haushalte sollen so mit Energie versorgt werden. Soweit der Plan.
Um das Projekt tatsächlich realisieren zu können, braucht es neben behördlichen Genehmigungen auch eine Änderung der Förderkulisse. Bisher werde erneuerbare Energie aus Fotovoltaik hierzulande nämlich nur auf Dachflächen subventioniert – jedoch nicht auf Freiflächen, so Vorstandssprecher Christian Purrer und Vorstandsdirektor Martin Graf. Sie zeigen sich aber zuversichtlich, dass es hier zeitnah zu Änderungen komme, „denn um die Klimaziele der österreichischen Bundesregierung zu erfüllen, ist ein Freiflächenausbau jedoch unerlässlich, denn es gibt einfach zu wenige verfügbare Dächer“.
Das Areal in der Weststeiermark eigne sich jedenfalls bestens, ist man bei der Energie Steiermark überzeugt und verweist auch auf die regionale Unterstützung der Gemeinden. Purrer: „Von der Kohle zur Sonne – das hat auf diesem Areal nicht nur symbolischen Charakter. Durch die bisherige Nutzung ist der Boden des Areals für andere ökologische Nutzungsarten nicht geeignet. Ein Sonnenkraftwerk würde das Grundstück nicht nur in wirtschaftlicher, sondern auch in ökologischer Hinsicht enorm aufwerten.“ Jochen Bocksruker, Bürgermeister von Bärnbach, betont: „Wo noch vor einigen Jahrzehnten Braunkohle abgebaut wurde, wird bald Strom aus Sonne erzeugt.“ Das mit Asche aufgefüllte Gelände sei „anderwärtig nicht verwendbar“.
Dieses Projekt soll aber nur der Auftakt zu einer „Sonnenstrom-Offensive“ sein. Optionsverträge für Grundstücke seien auch rund um eine Erweiterung in Modriach sowie für zwei neue Fotovoltaikgroßanlagen in Paldau sowie Strallegg „unter Dach und Fach“, so Unternehmenssprecher Urs Harnik. Das Ziel bis 2030: Steiermarkweit könnten 20 bis 30 derartiger Sonnenparks errichtet werden, die auf einer Gesamtfläche von 450 Hektar jährlich 330 Gigawattstunden Strom erzeugen. Bei der Planung, so wird beteuert, werde auch auf Anrainer und Verkehrsteilnehmer Rücksicht genommen: „Durch die Anordnung der Kollektoren und ein spezielles Solarglas ist die Anlage de facto blendfrei.“
"Big Solar": "Technische Planungen laufen weiter"
Stichwort Großprojekt: Laut Urs Harnik ist auch das – zuletzt massiv stockende – Fernwärme-projekt „Big Solar“ im Süden von Graz „nicht gestorben“, die Grundstücke seien weiterhin gesichert. „Die technischen Planungen laufen, das Projekt soll nun aber mit Biomasse und nicht mit Erdgas realisiert werden“, eine Realisierung soll in ein bis zwei Jahren erfolgen, so Harnik.