Bisher hatte sich die AUA-Führung nie konkret entlocken lassen, wie hart der Sparplan sein soll, um die Airline im Juni wieder abheben zu lassen. Der Vorstand um AUA-Chef Alexis von Hoensbroech erwartet von der Belegschaft und allen Systempartnern massive Rettungsbeiträge. Konkret sollen sämtliche beeinflussbaren Kosten der Lufthansa-Tochter um 20 Prozent gesenkt werden.
Am Dienstag hatte die Airline um 767 Millionen Euro Staatshilfe angesucht.Mittwoch hatte sich die Regierungsspitze mit Lufthansa-Chef Carsten Spohr in Wien getroffen. Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) hatte sich über das Gespräch grundsätzlich positiv geäußert. Man sei einen Schritt weitergekommen, sagte er, wenngleich er keine Details zu möglichen Lösungen nannte.
Pleiteszenario?
Jetzt kommt allerdings eine neue Zeitkomponente ins Spiel: Die Wirtschaftsprüfer von PWC Price Waterhouse Coopers dürften dem AUA-Vorstand die Rute ins Fenster stellen. Eine weitere positive Fortbestandsprognose wollen sie offenbar nur noch geben, wenn der Rettungsplan bald mit konkreten Verhandlungsergebnissen untermauert wird. Das sickerte am Donnerstagabend aus Verhandlerkreisen durch.
Nächste Woche muss die AUA in einer Aufsichtsratsitzung berichten, welche Fortschritte es beim Rettungsplan gibt. Die Wirtschaftsprüfer sollen ihren nächsten Termin, bei dem es dann Ernst wird, auf den 18. Mai angesetzt haben. Bei der Prüfung am Donnerstag blieb die bisherige positive Prognose zwar aufrecht, aber nur noch unter Bedingungen. Eine negative Fortbestandsprognose wäre ein Urteil Richtung Pleiteszenario. Damit dürfte sich der Vorstand nun auseinandersetzen müssen.
Mit dem Betriebsrat steht die AUA seit Wochen in Dauerverhandlungen, in denen es um neue Arbeitszeitmodelle, aber auch um tiefgreifende Gehalts- und Zulagenkürzungen geht. Die Belegschaftsvertreter verlangen von der AUA-Mutter Lufthansa Bestandsgarantien und fordern deshalb auch eine Beteiligung Österreichs an der Lufthansa als Preis für die Staatshilfen. Rund 4000 der noch 7000 AUA-Mitarbeiter gehören zum fliegenden Personal. Der Vorstand erwartet erst 2023 wieder Passagierzahlen wie vor der Corona-Pandemie. Vor wenigen Tagen hatte die AUA bekannt gegeben, 20 von 80 Fliegern stilllegen zu wollen, dabei aber keine Zahlen genannt, wie viele Mitarbeiter deshalb gehen müssen.
Wie viele Stellen sind in Gefahr?
Wenn das Sparziel von 20 Prozent schlicht auf die Mitarbeiterzahl umgelegt wird, könnten etwa 1400 AUA-Jobs gekappt werden. Allerdings betonte der Vorstand mehrfach, möglichst viele Stellen retten zu wollen.
Massive Kostensenkungen gelten als eine Voraussetzung für eine positive Fortbestandsprognose. Das positive Urteil der Wirtschaftsprüfer ist wichtig für das aus Erste und RBI bestehende Bankenkonsortium, grünes Licht für die Kredite zu geben, für die der Staat haftet. Die Cofag als Schlüsselstelle für die Vergabe der Staatshilfe hatte zuletzt verlauten lassen, der AUA-Antrag sei noch nicht genehmigungsfähig. Ohne funktionierendes Geschäftsmodell darf die Cofag bekanntlich keine Hilfen gewähren.
20 Prozent aller beeinflussbaren Kosten zu reduzieren, hieße aber auch für alle Vertragspartner der AUA, Preise massiv nachzulassen. Eine offizielle Stellungnahme des Unternehmens gibt es noch nicht.
Claudia Haase