Mitte Mai könnten, so der Plan der Regierung, Gastronomiebetriebe wieder zu öffnen. Wie die Lockerung des Shutdowns mit der Eindämmung des Coronavirus vereinbar wäre, ist derzeit Gegenstand von Verhandlungen. Bundeskanzler Sebastian Kurz brachte in einem Interview mit CNN das verpflichtende Tragen von Schutzmasken in der Gastronomie als Möglichkeit ins Spiel. Um später zu präzisieren: Diese Maßnahme sollte für das Personal und nicht für die Gäste gelten. Eine Testung aller Mitarbeiter in der Gastronomie sei hingegen nicht geplant.
"Rudelbildungen in der Nacht verhindern"
Stattdessen sollte es eine Maximalzahl von Personen, mit denen man den Abend verbringt, geben, sowie Abstandsregeln gelten. Angedacht sind auch „Time-Slots“, also Zeiten, an denen man einen Tisch besetzt, um eine höhere Rotation zu ermöglichen. „Niemals ein Thema“ war laut Stefan Sternad, dem Kärntner Obmann der Fachgruppe Gastronomie, dass Lokalitäten, nur bis 18 Uhr geöffnet bleiben dürfen. „Wäre das so, würden zwei Drittel der Betriebe gar nicht aufsperren“, sagt Sternad. „Gastronomie ist nur zu betreiben, wenn man bis 22, 23 Uhr offenhalten kann.“ Ein Zeitlimit werde es wohl geben, „um Rudelbildungen in der Nacht zu verhindern“.
Öffnungszeiten als Knackpunkt
Der steirische Gastro-Obmann Klaus Friedl sieht in den Öffnungszeiten ebenfalls einen Knackpunkt, zeigt auf Basis bisheriger Gespräche aber zuversichtlich, dass es hier zu einer praktikablen Lösung komme.
Die aktuelle Lage unter den Gastronomen bezeichnet Friedl als „gespannt, aber zumindest leicht optimistisch“. Die Aussicht, dass die Betriebe Mitte Mai – nach zwei Monaten – endlich wieder öffnen dürfen, sei trotz der damit verbundenen Auflagen so etwas wie ein „Befreiungsschlag“.
Wiedereröffnung in zwei Phasen
Sternad meint, dass davon auszugehen sei, dass die Gastronomie in zwei Phasen wiedereröffnet: „Phase 1 mit Sicherheitsstandards wie dem 1-Meter-Abstand, Phase 2 als Übergang in die Normalität mit einigen Maßnahmen wie Desinfektionsspender“. Schutzmasken werden „wahrscheinlich kommen, auch wenn es für mich lange unvorstellbar war.“
Sternad appelliert an die Politik, keine unkontrollierbaren Maßnahmen zu fordern. Die baldige Öffnung müsse das Ziel sein, „es kracht an allen Ecken und Enden“, allerdings: „Solange alle im Panikmodus sind, bringt es nichts. Unsere Gästen brauchen das Gefühl, sicher zu sein.“ Der Gastwirt aus Velden appelliert an die Politik, individuelle Lösungen in den Gaststätten zu ermöglichen.
Viel Kreativität und Flexibilität
Friedl nimmt in der Branche derzeit viel Kreativität und Flexibilität wahr, „wir arbeiten an Verhaltensregeln, manche Kollegen berichten mir, dass sie dort, wo es Engstellen im Lokal gibt, an Lösungen mit Plexiglas arbeiten, wir sind sehr flexibel“
"Nicht die Aufgabe des Wirts"
Mit hohen Hygieneauflagen kenne sich kaum eine Branche besser aus, „das ist jetzt durchaus ein Vorteil“. Auch das Abstandhalten sei in der Gastronomie aus seiner Sicht kein Problem, er sei auch zuversichtlich, dass sich die Gäste an die Regeln halten werden. Wovor Friedl indes eindringlich warnt: „Wenn es um die Frage geht, wer, in welcher Konstellation an einem Tisch sitzen darf, kann es nicht die Aufgabe des Wirts sein, das zu kontrollieren, wir sind Gastgeber und Dienstleister, aber nicht die Polizei.“