Dieser Tage habe ich während einer Telekonferenz Etiketten zugeschnitten und auf die Gebinde geklebt“, berichtet Bernhard Ludwig. Er ist im Management des forschungsintensiven steirischen Unternehmens Proionic vertreten, das an sich vor allem auf den Bereich sogenannter ionischer Flüssigkeiten spezialisiert ist. Das sind Salze, „die unter 100 Grad flüssig sind, die meisten sogar bei Raumtemperatur“, wie Ludwig erläutert. Sie kommen u. a. als Elektrolyte oder aber auch für die schonende Zerlegung von Biomasse (wie zum Beispiel Garnelenschalen) oder Baumwolle zum Einsatz.
Nicht zuletzt die Coronakrise hat dieses Hightech-Kerngeschäft derzeit aber zum Erliegen gebracht. Das spannt den Bogen zu Manager Ludwig und seinen Etiketten. Das Unternehmen mit Sitz in Grambach hat sich im Zuge der Virusausbreitung Gedanken darüber gemacht, wie man für die eigenen Mitarbeiter Desinfektionsmittel herstellen kann. Das hat sich am Unternehmenscampus in Grambach rasch herumgesprochen, „auch andere Unternehmen sind mit der Bitte um Desinfektionsmittel auf uns zugekommen“, so Ludwig. Dabei blieb es nicht, der Radius ist weiter gewachsen. Binnen weniger Wochen wurde Proionic somit zu einem Zulieferer von Desinfektionsmitteln für zahlreiche Industrieunternehmen oder aber auch für Verkehrsbetriebe. „Wir bieten das in unterschiedlichen Gebinden an, die dann eben auch entsprechend mit Etiketten versehen werden müssen.“ Die Nachfrage in Produktionsbetrieben sei hoch, so Ludwig. „Wir mussten das nicht bewerben, es hat sich schnell herumgesprochen.“ Der Vorteil für die Firma: Allein schon aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise werde man dadurch nicht reich, „aber es ist eine sinnvolle Tätigkeit für unsere Mitarbeiter, die wir daher nicht für die Kurzarbeit anmelden müssen“.
Virenschutz-Aufsteller aus Plexiglas
Rasch und ebenso flexibel auf die Coronakrise reagiert hat man auch im weststeirischen Stainz bei Raunjak Intermedias. Der Betrieb ist an sich auf sogenanntes Objektbranding spezialisiert und hat u. a. Leitsysteme der Wirtschaftsuni Wien, der Galerie im Schloss Belvedere oder des Chirurgie-Neubaus an der Uniklinik Graz umgesetzt, zusätzlich liegt ein Fokus im Verpackungsmarkt auf hochwertigen, auffälligen Produkthüllen, etwa im Nahrungsmittelbereich. Montagen außer Haus sind derzeit kein Thema. Maschinen und Mitarbeiter sind dennoch stark gefragt, wenn auch in einem anderen Feld. Denn „Virenschutz-Aufsteller aus Plexiglas werden derzeit von Firmen mit Kundenkontakt aus ganz Österreich geordert“, teilt uns das Unternehmen mit.