Auch die heimische Milchwirtschaft – obwohl Grundversorger – ist von der Coronakrise schwer getroffen. Zwar ist der Absatz von Milchprodukten im Lebensmittelhandel um bis zu 25 Prozent gestiegen – Folge verstärkt getätigter Vorratskäufe. Andererseits hat Kärntens größte Molkerei, die Kärntnermilch, mit Einbrüchen zu kämpfen, berichtet Direktor Helmut Petschar.
Der Absatz in der Gastronomie – etwa von Großpackungen mit Milch oder Schlag in den Großhandelsmärkten – ist weggebrochen. Rund 30 Prozent des Umsatzes wurden durch die Gastronomie erzielt. „Auch To-go-Produkte für den Handel und der Außer-Haus-Verzehr von Milchprodukten fallen gänzlich weg.“ Dazu kommen Absatzprobleme im Export. Zwar läuft der Warenverkehr nach Italien unbeschränkt, allerdings zunehmend „schleppend“, sagt Petschar.
Rund eine Tagesproduktion – rund 400.000 Liter Milch – wird im Laufe einer Woche nach Italien geliefert. Kürzlich wurde ein italienischer Betrieb, der Milch im Tankzug aus der Spittaler Zentrale abholt, wegen eines Ausbruchs des Coronavirus geschlossen, die Abholung gestoppt: „Wir müssen jetzt Alternativen suchen“, sagt Petschar.
Andere Ausweichmöglichkeiten fallen jedoch weg: Der stockende Kälberexport drückt auf die verbrauchte Milchmenge, auch die Lager der Kärntnermilch sind schon gut gefüllt: „Derzeit produzieren wir mit der Überkapazität mehr Käse und Butter, aber auch die sind nur begrenzt haltbar.“
Auch in anderen Bundesländern
Laut Petschar, auch Präsident des österreichischen Molkereiverbandes, besteht das Problem der Milch-Überproduktion wegen ausfallender Exporte auch in anderen Bundesländern. Hingegen sei die Versorgung im Inland sichergestellt – sollte eine Molkerei ausfallen, könnten andere „einspringen“. Die nächsten zwei Monate – die „milchstärksten“ des Jahres – werden somit zur Herausforderung: „Wenn es nicht gelingt, in den nächsten Tagen den Absatz zu steigern, können wir von unseren rund 1000 Bauern weniger Milch abnehmen.“
Den Milchpreis von momentan 40 Cent brutto je Liter hofft Petschar halten zu können, obwohl die internationalen Spotmärkte ob des Überangebotes „zusammengebrochen“ seien. Ein Knackpunkt sei das Verpackungsmaterial. Zwar liege normalerweise Material für ein bis zwei Monate auf Lager, wegen der hohen Absatzmengen würden Verpackungen aber zur „logistischen Herausforderung“ für die Kärntnermilch. Auf die Coronakrise selbst sieht man sich gut vorbereitet: „Wir haben extreme Sicherheitsmaßnahmen und Qualitätsregeln hochgezogen.“ Kurzarbeit sei im Moment kein Thema: „Wir produzieren in drei Schichten rund um die Uhr.“