Turbulente Zeiten an den Finanzmärkten: Die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus und die Furcht vor großen wirtschaftlichen Schäden halten Anleger seit Wochen in Atem. An diesem Mittwoch richten sich die bangen Blicke der Börsianer erneut auf die US-Notenbank Fed.
Am Abend wollen die Währungshüter die Beschlüsse ihrer zweitägigen geldpolitischen Sitzung verkünden - es wird eine nochmalige Zinssenkung um 0,50 Prozentpunkte erwartet.
Zinsen bereits um halben Prozentpunkt gesenkt
Die Fed hatte bereits in der vergangenen Woche die Zinsen nach einer außerordentlichen Sitzung um einen halben Prozentpunkt auf 1 bis 1,25 Prozent gesenkt. Es war eine Notfallaktion, wie es sie zuletzt in der großen Finanzkrise 2008 gegeben hatte. Einen Stimmungswandel an den Finanzmärkten konnte sie jedoch nicht herbeiführen. Einige Analysten warfen gar die Frage auf, ob die unter hohem Druck von US-Präsident Donald Trump beschlossene Zinssenkung eher kontraproduktiv gewesen sei.
"Normalerweise können Fed-Beschlüsse sehr kraftvoll wirken - aber das war nicht der Fall", meinte Analyst Stephen Gallagher von der Bank Société Generale. Niedrigere Zinsen könnten der Wirtschaft zwar helfen, denn sie vergünstigen Kredite und regen dadurch zumindest theoretisch Investitionen und Wachstum an. Doch derzeit seien Anleger vor allem mit den kurzfristigen Risiken durch das Coronavirus beschäftigt. Ein Umfeld, in dem billigeres Geld nur begrenzt wirke.
Das "Wall Street Journal" geht in einem Marktkommentar sogar so weit, weitere Zinssenkungen der US-Notenbank angesichts des derzeitigen Ausnahmezustands der Finanzwelt als fast aussichtsloses Mittel zu bezeichnen. "Die Sorgen an den Aktienmärkten werden durch die Erkenntnis verschärft, dass die Fed unsere Portfolios nicht retten kann", heißt es im US-Finanzblatt. Investoren stünden vor einem Problem, dass die Fed nicht für sie lösen könne, zumindest nicht mit ihren herkömmlichen geldpolitischen Instrumenten.
Deutsche Ex-Spitzenpolitiker fordern höhere Zinsen
Deutsche Ex-Spitzenpolitiker haben angesichts der Coronavirus-Pandemie eine neue Strategie für die Europäische Zentralbank (EZB) gefordert. Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber (CSU), der ehemalige Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), der ehemalige Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) und der ehemalige EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger(CDU) fordern höhere Zinsen.
"Die geldpolitische Strategie der EZB sollte längerfristig angelegt sein und sowohl für die Überwindung der Krise als auch für die Zeit danach eine 'Perspektive des Vertrauens' schaffen. Vor diesem Hintergrund halten wir nach einem Abklingen der Krise den Einstieg in die Zinswende für geboten", zitiert die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" aus einem gemeinsamen Beitrag der Ex-Politiker. Dabei gehe es nicht um einen radikalen Zins-Schwenk, sondern um Signale für eine schrittweise Normalisierung der Geldpolitik.