Das Ministertreffen des Ölkartells OPEC hat mit Fiebermessen und einem Appell zum Zusammenhalt in wirtschaftlich schwierigen Zeiten begonnen. Sämtlichen Ministern und ihren Begleitern wurde am Donnerstag aus Sorge vor einer weiteren Verbreitung des neuartigen Coronavirus beim Betreten des OPEC-Gebäudes in Wien zunächst die Körpertemperatur gemessen.

Die 14 OPEC-Staaten waren zudem aufgerufen, ihre Delegationen möglichst klein zu halten. Im Konferenzsaal wiesen große Banner darauf hin, sich die Hände gründlich zu waschen und das Händeschütteln sowie Umarmungen zu vermeiden. Zudem erhielten die Minister Hinweise und Tipps von einem Mediziner, der vor allem darauf hinwies, dass die Ansteckungsgefahr in der österreichischen Hauptstadt mit Blick auf die aktuell geringe Zahl von Fällen sehr gering sei.

Förderkürzung

Angesichts des Preisverfalls wegen der Coronavirus-Epidemie hat sich das Kartell auf die stärkste Förderkürzung seit der Finanzkrise 2008 verständigt. Im zweiten Quartal solle die Produktion um zusätzliche 1,5 Mio. Barrel (je 159 Liter) pro Tag heruntergefahren werden, wie die Organisation erdölproduzierender Länder (OPEC) am Donnerstag nach einem Treffen ihrer Ölminister in Wien mitteilte.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass auch Nicht-OPEC-Mitglieder wie Russland mitmachen. Moskau hat bisher lediglich signalisiert, die eigentlich in diesem Monat auslaufende Drosselung um 2,1 Millionen Barrel bis Jahresende zu verlängern. Die OPEC-Länder unter Führung von Saudi-Arabien wollen hingegen noch die zusätzliche Kürzung drauf packen, um die Preise zu stützen. An diesem Freitag stehen die Gespräche mit anderen wichtigen Ölproduzenten an, auch mit Russland.

Ölpreis sinkt weiter

Der Preis für Nordseeöl der Sorte Brent fiel ungeachtet der Maßnahme um 0,8 Prozent auf 50,71 Dollar (45,58 Euro) je Barrel. Seit Jahresanfang hat sich Erdöl um etwa ein Fünftel verbilligt. Das macht vor allem den OPEC-Ländern zu schaffen. Russland dagegen gab an, mit dem derzeitigen Preisniveau leben zu können. Der Ausbruch des Coronavirus drückt auf die Ölnachfrage, weil Flüge gestrichen und Reisen abgesagt wurden, um eine weitere Verbreitung des Erregers zu verhindern und ein Einbruch der Weltkonjunktur befürchtet wird. Dadurch sei eine "beispiellose Situation" entstanden, erklärte die OPEC.

Die nicht der Organisation angehörenden Länder sollen ein Drittel der geplanten zusätzlichen Fördersenkung beisteuern, also 500.000 Barrel täglich. Sollte es zu der gesamten Drosselung um 3,6 Millionen Barrel kommen, entspräche dies etwa 3,6 Prozent der weltweiten täglichen Versorgung. Der russische Ölminister Alexander Nowak ist nach Moskau abgereist, wo er über die Förderpolitik beraten soll.