Der „China Pavillon“ in Nürnberg ist mit Leere geflutet. Der Koch kocht nur für die Landsleute, die einzigen Warteschlangen findet man vor den überall aufgestellten Desinfektions-Inseln. „Das ist keine Krise, das ist eine temporäre Situation, die überall auf der Welt passieren hätte können“, beruhigt indes die Dame, die aus dem Norden Chinas anreiste, um Bio-Milchpulver zu verkaufen. Mit Air China sei es kein Problem gewesen, das Land zu verlassen. „In den betroffenen Provinzen“, erzählt sie, „ist das natürlich schwieriger“.
„Schwierig“ ist auch ein gutes Stichwort für die „Biofach“. Es ist das wichtigste globale Treffen der Bio-Branche und widmet sich heuer mehr denn je plastikfreier Verpackung. Die Messe geht dieser Tage mit 3800 Ausstellern aus 110 Ländern über die Bühne – und kämpft wegen des Coronavirus mit einer Absagewelle. Storniert hat nicht nur die Hälfte der 73 chinesischen Hersteller, sondern auch deutsche Größen wie „Bionade“ oder die Molkerei „Berchtesgadner Land“. Von den angekündigten 103 österreichischen Ausstellern (darunter Kärntnermilch, Ennstalmilch, Sonnentor, Steirerkraft) sind alle dabei.
Spektakuläre Absage in Barcelona
Während die „Biofach“ in Nürnberg also immerhin stattfindet, hat die Angst vor dem neuartigen Virus in Barcelona gar zu einer spektakulären Absage geführt. Mit dem „Mobile World Congress“ wird die weltgrößte und wichtigste Mobilfunkmesse heuer nicht stattfinden. Am Ende wurden die Veranstalter von der Flut der Absagen überrannt, neben Sony, LG und Nvidia sagten jüngst auch noch weitere Größen wie Nokia, Intel oder AT&T die Teilnahme ab. Heiß debattiert wird nun die Frage, wer finanziell wie viel zu tragen hat. Alleine die jetzt auftretenden Stornokosten liegen bei 100 Millionen Euro, heißt es aus Veranstalterkreisen.
„Noch zu früh für Prognosen"
Wirtschaftlich zieht das Coronavirus immer weitere Kreise. So dürfte es nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) auch zum ersten Rückgang der globalen Rohöl-Nachfrage seit etwa zehn Jahren führen. 2020, so die Schätzung, dürften die Folgen der Virus-Krise das Wachstum der Nachfrage um etwa 30 Prozent bremsen. Unklar ist noch, ob nicht auch die globalen Wachstumsaussichten grosso modo gesenkt werden müssen. Sowohl der Internationale Währungsfonds wie auch die EU-Kommission meinen, dass es „noch zu früh“ für Prognosen sei. Sicher ist nur, dass Chinas Wirtschaft immer wichtiger wird. Waren es bei der SARS-Epidemie 2003 noch 4,5 Prozent, trägt China heute 17,7 Prozent zur Weltwirtschaft bei.