„Jeder Stein umgedreht“ – mit diesen Worten hat Christine Lagarde im November die Position der EZB-Ratspräsidentin übernommen. Es wurde ein Strategiecheck der Europäischen Zentralbank in Aussicht gestellt. Erste Anhaltspunkte könnte es heute bei der ersten Ratssitzung im neuen Jahr geben. Im Zentrum steht die Frage, ob es zu einer Überarbeitung der Definition von Preisstabilität kommen soll. Die EZB strebt eine Inflation knapp unter zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an. Sie verfehlt dieses Niveau aber bereits seit 2013. Seit Lagardes Amtsantritt wird zunehmend diskutiert, ob es für die Handlungsfähigkeit der Notenbank nicht sinnvoller wäre, einen Korridor als Ziel für die Teuerungsrate festzulegen.
Lagarde hat zwar eine strategische Überprüfung des EZB-Kurses angekündigt. Doch an der seit Jahren ultralockeren Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfte sich auch unter der neuen Präsidentin so schnell nichts ändern - da sind sich Volkswirte einig.
Am Donnerstag kommt der Rat der Notenbank zum zweiten Mal unter Führung der Französin zur Zinsentscheidung zusammen, am Nachmittag (13.45 Uhr) werden die Ergebnisse der Beratungen in Frankfurt veröffentlicht.
20 Milliarden Euro für den Kauf von Anleihen
Erwartet wird, dass das oberste Führungsgremium der Zentralbank den Leitzins auf dem Rekordtief von null Prozent belassen wird. Banken dürften weiterhin 0,5 Prozent Zinsen zahlen müssen, wenn sie Gelder bei der EZB parken. Um die Konjunktur im Euroraum anzukurbeln und die Inflation nach oben zu treiben, steckt die Notenbank zudem seit November monatlich wieder 20 Milliarden Euro in den Kauf von Anleihen.
Hauptziel der Währungshüter sind stabile Preise im Euroraum. Die Notenbank strebt für den Währungsraum mittelfristig eine Jahres-Teuerungsrate von knapp unter 2,0 Prozent an - weit genug entfernt von der Nullmarke. Dauerhaft niedrige oder auf breiter Front sinkende Preise könnten Unternehmen und Verbraucher verleiten, Investitionen aufzuschieben. Das kann die Wirtschaft bremsen.