Zusammen mit der Wirtschaft unterzeichnete sie am Montag eine Absichtserklärung, damit Deutschland attraktiver für Fachkräfte aus aller Welt wird. Der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sagte, Deutschland könnte deutlich mehr Wachstum haben.
Pilotprojekte werde es nun unter anderem in Brasilien, Indien und Vietnam geben. Im März tritt das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz in Kraft, mit dem Fachkräfte außerhalb der EU einen besseren Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt bekommen sollen. Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, der Wettbewerb um diese Talente sei groß. Die Koalition will deshalb im Ausland mehr werben und Sprachangebote fördern sowie im Inland die Anerkennungspraktiken effizienter gestalten.
300.000 bis 400.000 Fachkräfte fehlen
Die Wirtschaft pocht dabei auf einfache Regelungen. Schätzungen zufolge fehlen hierzulande 300.000 bis 400.000 Fachkräfte. "Deutschland muss ein interessantes Einwanderungsland werden", sagte der Präsident des Großhandelsverbandes BGA, Holger Bingmann. Die bisherige Zuwanderung aus der EU reicht nicht aus, um die Lücken in den Unternehmen zu stopfen.
"Seine Wirkung wird das Fachkräfte-Einwanderungsgesetz nur entfalten können, wenn es möglichst rasch und unbürokratisch wird", sagte Handwerks-Präsident Hans Peter Wollseifer. Der Handwerksverband plant für 2020 ein Pilotprojekt, um Fachkräfte aus Bosnien-Herzegowina für Deutschland zu gewinnen. Arbeitgeber-Präsident Ingo Kramer ergänzte, Einreiseverfahren müssten zügig und unbürokratisch sein. Das ist aber oft nicht der Fall. Die Bundesregierung müsse dafür sorgen, dass Visa schneller erteilt werden, forderte der arbeitsmarktpolitische Sprecher der FDP, Johannes Vogel. In der Absichtserklärung heißt es, zusätzliches Personal in den Visastellen werde künftig für mehr Tempo sorgen. Die Regierung will ferner Anerkennungsverfahren für Berufsabschlüsse vereinfachen und Anträge digitalisieren.
"Größtes Geschäftsrisiko"
Einer DIHK-Umfrage zufolge ist für mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland der Fachkräftemangel ihr größtes Geschäftsrisiko. Der demografische Wandel verschärft das Problem noch.
Einer OECD-Studie zufolge ist Deutschland aber gerade für Akademiker nicht sonderlich attraktiv. Innerhalb der 36 Mitglieder zählenden Industriestaaten-Organisation kommt die Bundesrepublik lediglich auf Platz zwölf. Spitzenreiter sind demnach Australien, Schweden und die Schweiz. "Das Erfordernis der Anerkennung der Berufsabschlüsse ist der Schwachpunkt des neuen Fachkräfte-Einwanderungsgesetzes", erklärte OECD-Ökonom Thomas Liebig. Er verwies auf Norwegen. "Dort wird innerhalb weniger Tage evaluiert, ob Zugewanderte die für eine bestimmte Stelle erforderlichen Kompetenzen haben, ohne dass es zu einer allgemeingültigen formalen Anerkennung der Berufsqualifikation kommt."
Umstritten ist auch, wie gut ausländische Fachkräfte schon Deutsch sprechen müssen. Die Regierung pocht hier auf Vorkenntnisse, weil sie die Menschen integrieren und langfristig an Deutschland binden will. Dem Technologieverband Bitkom zufolge ist dies aber zumindest bei IT-Spezialisten oft nicht sinnvoll.