Im verzwickten Tarifstreit zwischen der Lufthansa und UFO besteht weiter Klärungsbedarf. Der Konzern dementierte am Donnerstag den Vorwurf der Flugbegleitergewerkschaft, er habe die Verhandlungen über eine umfangreiche Schlichtung am Vorabend "ohne Ergebnis vorzeitig abgebrochen".
UFO hatte sich zuvor irritiert über das Lufthansa-Angebot einer sogenannten großen Schlichtung auch ohne allgemeine Friedenspflicht gezeigt. Weitere Streiks kündigte die Gewerkschaft vorerst aber nicht an, ließ diese aber für die Weihnachtszeit und Anfang 2020 als Möglichkeit im Raum stehen.
Neben der laufenden tariflichen Schlichtung, bei der es um die wesentlichen UFO-Forderungen für das Kabinenpersonal geht, stehe auch die Tür zu einer großen Schlichtung "aus unserer Sicht sperrangelweit offen", sagte ein Lufthansa-Sprecher der Nachrichtenagentur AFP am Donnerstag. Nach eigenen Angaben hatte der Konzern UFO zuvor angeboten, einen solchen, umfassenden Schlichtungsprozess auch ohne eine verbindliche Friedenspflicht bei den Tochter-Airlines zu beginnen.
"Die alten Spielchen-Muster . . ."
Dabei sollte es demnach um die Töchter Eurowings, Germanwings und Cityline gehen. Dieses Zugeständnis habe die Lufthansa der Gewerkschaft bereits "in den konstruktiven Gesprächen der vergangenen Tage gemacht", erklärte sie.
Eine Erklärung der Arbeitnehmervertreter deutete jedoch in eine gänzlich andere Richtung: Der Konzern habe eben jene "Verhandlungen der vergangenen drei Tage" bereits am Mittwochabend vorzeitig beendet. Vom Angebot der Lufthansa erfuhr UFO demnach selbst erst am Donnerstag. Der UFO-Vorstandsbeauftragte Nicoley Baublies sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass seine Kollegen und er "wieder in der Presse lesen mussten, dass die Lufthansa einseitig eine Entscheidung getroffen hat".
"Sich abends ergebnislos trennen und morgens zuerst eine Kommunikation schalten, sind die alten Spielchen-Muster, die keine Sicherheit und Verlässlichkeit schaffen", kritisierte auch UFO-Vizechef Daniel Flohr. "Das Lufthansa-Angebot hört sich zwar nach einer Lösung an", es bietet laut Flohr aber keine Rechtssicherheit. Die UFO-Vertreter kritisierten außerdem, sie hätten während der Verhandlungen der vergangenen Tage insgesamt nur 20 Minuten lang mit Vertretern der Fluggesellschaft persönlich sprechen können.
"Das ist einfach falsch"
"Das ist einfach falsch", entgegnete der Lufthansa-Sprecher und verwies auf stundenlange Gespräche. Diese seien am Mittwoch zu Ende gegangen, weil es keine offenen Fragen mehr gegeben habe - "nicht, weil wir gesagt haben, wir lassen irgendwas platzen oder sind nicht bereit, weitere Gespräche zu führen".
Trotz der widersprüchlichen Aussagen betonten beide Seiten am Donnerstag ihre grundsätzliche Bereitschaft zur Lösung des Konflikts. "Wir werden nun Vorbereitungen für die kleine Schlichtung und weitere Arbeitskämpfe forcieren, bieten Lufthansa jedoch an, die beiden benannten Schlichter zur Hilfe zu holen, um die sprichwörtliche Kuh noch vom Eis zu holen", erklärte Flohr.
Die Gewerkschaft sicherte dem Unternehmen demnach auch noch einmal einen Streikverzicht für die Dauer von Gesprächen zu. "Wir würden diese Zeit gerne für Lösungen bereitstellen, statt wieder in der Öffentlichkeit darüber zu streiten, wer Recht hat", betonte Baublies.
UFO und die Geschäftsführung von Europas größter Airline sind tief zerstritten. Unter Moderation des ehemaligen Chefs der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, sowie des Ex-SPD-Vorsitzenden Matthias Platzeck soll zumindest der Tarifstreit geschlichtet werden. Die darüber hinausgehende große Schlichtung war nach langen Verhandlungen aber bereits vorige Woche schon einmal zwischenzeitlich wieder vom Tisch.