Der deutsche Technologiekonzern Infineon bekommt den konjunkturellen Gegenwind so kräftig zu spüren, dass in einigen Werken wegen relativ niedriger Auslastung ein zweiwöchiger Weihnachtsurlaub mit kompletten Anlagestillständen Kosten sparen soll. Den jähen Abbruch der Hochkonjunktur unter anderem auch so zu managen, darin habe der Konzern Erfahrung, erklärte Infineon-Chef Reinhard Ploss am Dienstag in München. Generell nutze Infineon die aktuelle Marktschwäche, um Kapazitäten für den nächsten Nachfrageschub aufzubauen.
Villach hat zwar nach wie vor eine sehr hohe Auslastung von mehr als 90 Prozent. Voraussichtlich wird aber die neue Fertigung der 300-Millimeter-Wafer erst Ende 2021 losgehen. Die Inbetriebnahme verzögert sich damit um sechs bis neun Monate. Die Investition in Höhe von 1,6 Milliarden Euro ist die größte des Konzerns in eine neue Fabrik.
Im Geschäftsjahr 2019/20 erwartet der Vorstand einen leichten Umsatz- und Ergebnisanstieg. Der Umsatz werde in den zwölf Monaten bis Ende September kommenden Jahres um drei bis sieben Prozent zulegen, die Marge soll ähnlich hoch sein wie 2018/19.
"Die weltweit schwache Automobilnachfrage spüren wir deutlich und erwarten vorerst keine Besserung", erklärte Ploss. Infineon erwirtschaftet fast die Hälfte seiner Erlöse mit der Autobranche. Das Konjunkturumfeld bleibe angespannt. "Eine Erholung erwarten wir nicht vor der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres."
Im abgelaufenen Geschäftsjahr legte der Umsatz um 6 Prozent auf 8,03 Mrd. Euro zu. Die Umsatzrendite (Segmentergebnis-Marge) lag bei 16,4 Prozent. Ohne die Konkjunkturabschwächung hätte sie auf mehr als 18 Prozent steigen sollen. Infineon hatte sich selbst zuletzt einen Umsatz von 8 Mrd. Euro und eine Marge von 16 Prozent vorgenommen.
Als Dividende will Infineon wie im Vorjahr unverändert 27 Cent je Aktie ausschütten. Damit billigt der Konzern seinen Anteilseignern zwar erstmals seit einigen Jahren nominal keinen Dividendenanstieg zu. Doch wegen der Kapitalerhöhung vom Juni, bei der Infineon seine Aktienanzahl um zehn Prozent erhöhte, steigt der gesamte Ausschüttungsbetrag auf 336 Mio. Euro. Für das Vorjahr hatte Infineon 305 Mio. Euro ausgeschüttet.
Hintergrund der Kapitalerhöhung ist die geplante Übernahme des kalifornischen Chipkonzerns Cypress Semiconductor, für den das Unternehmen insgesamt neun Milliarden Euro auf den Tisch legt. Bis Jahresende, spätestens Anfang 2020 hofft Ploss, endgültig grünes Licht für den riesigen Kauf zu bekommen. Die US-Firma produziert Halbleiter unter anderem für selbstfahrende Autos. Zudem erhofft sich Infineon von Cypress einen besseren Zugang zum Geschäft mit der Vernetzung und Steuerung von Haushaltstechnik wie Heizungen, Beleuchtung oder Kühlschränken.
In Österreich hat Infineon derzeit rund 4.200 Mitarbeiter an fünf Standorten. Im Geschäftsjahr 2018 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 2,9 Mrd. Euro. Infineon Österreich gibt seine Ergebnisse traditionell erst im Dezember bekannt.