Im VW-Dieselskandal muss Ex-Konzernchef Martin Winterkorn einem Medienbericht zufolge vorerst keine Anklage befürchten. Das Landgericht Braunschweig halte die bisherige Arbeit der Staatsanwaltschaft für unzureichend, berichtete die "Bild am Sonntag" laut Vorausmeldung.

Demnach forderte das Gericht in einem Schreiben an die Prozessbeteiligten ein Sachverständigen-Gutachten, das grundlegende Fragen beantworten soll. Zum Beispiel, in welchen Autos die Betrugssoftware tatsächlich eingesetzt wurde.

Noch kein Beweisbeschluss ergangen

Auf Anfrage der Zeitung erklärte eine Gerichtssprecherin, ein Beweisbeschluss sei bisher nicht ergangen. Zum Inhalt von laufenden Diskussionen im Zwischenverfahren wollte sie sich nicht äußern.

Volkswagen (VW) hatte im September 2015 nach Ermittlungen von US-Behörden eingeräumt, weltweit in rund elf Millionen Dieselfahrzeugen eine illegale Software eingesetzt zu haben. Diese drückte den Schadstoffausstoß bei Emissionstests, damit dieser niedriger erschien. Winterkorn wird vorgeworfen, sich gegen eine Offenlegung des Betrugs entschieden und gehofft zu haben, die Gesetzesverstöße weiter verschleiern zu können.

Im April hatten die Ermittler Anklage gegen Winterkorn und vier weitere Führungskräfte des VW-Konzerns erhoben. Ihnen wird unter anderem ein "besonders schwerer Fall des Betruges" vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft hat bereits mehrere Jahre ermittelt. Dem Vernehmen nach wird die Klärung der offenen Fragen noch Monate dauern. Ein Prozess gegen Winterkorn rücke damit in weite Ferne, schreibt die "Bild am Sonntag".