Die Mehrheit für eine Wiederbelebung der Transaktionen sei relativ knapp gewesen, sagten drei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag im Anschluss an das Zinstreffen.
Bundesbank-Chef Jens Weidmann, Frankreichs Notenbank-Gouverneur Francois Villeroy de Galhau sowie auch EZB-Direktor Benoit Coeure seien dagegen gewesen. Laut Bloomberg hätten sich auch Vertreter der Notenbanken der Niederlande, Österreichs und Estlands auf die Seite der Abweichler gestellt. Schließlich sei aber klar geworden, dass es eine Mehrheit für die Käufe gebe. Eine Abstimmung habe nicht stattgefunden.
Allerdings repräsentieren allein die Vertreter Deutschlands, Frankreich und der Niederlande mehr als die Hälfte der Wirtschaftsleistung und der Bevölkerung der Eurozone. Einen so großen Widerstand habe es in den acht Jahren Amtszeit von Draghi noch nicht gegeben, heißt es in dem Bloomberg-Bericht
Keine Stellungnahme der Nationalbank
Die EZB, die Bundesbank und die Banque de France lehnten gegenüber Reuters eine Stellungnahme ab. Auch die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) wollte gegenüber Bloomberg die EZB-Ratssitzung nicht kommentieren.
Die Europäische Zentralbank (EZB) beschloss auf dem Zinstreffen in Frankfurt, ihre Anleihenkäufe wieder aufzunehmen, die bis zu ihrer Einstellung Ende Dezember 2018 ein Volumen von 2,6 Billionen Euro erreicht hatten. Ab November sollen pro Monat nun neue Zukäufe im Umfang von 20 Mrd. Euro hinzukommen. Die Transaktionen sollen erst dann gestoppt werden, wenn die Notenbank kurz vor einer Zinserhöhung steht. Neue Anleihenkäufe galten bereits vor der EZB-Zinssitzung als umstritten. Mehrere EZB-Ratsmitglieder, darunter Weidmann, Holzmann, Villeroy de Galhau und der Notenbankchef der Niederlande, Klaas Knot, hatten öffentlich Bedenken geäußert.
Holzmann ist seit Anfang September als OeNB-Gouverneur und EZB-Rat im Amt. Der Notenbanker sieht eine Ausweitung der expansiven Geldpolitik kritisch. Er wolle im EZB-Rat "eine etwas kritischere Haltung gegenüber den Vorschlägen einer weiteren monetären Vertiefung" einnehmen, kündigte Holzmann Anfang September an.