Nun führt das Vorwahl-Theater eine heilige Kuh vieler Österreicher auf die offene Polit-Bühne – nicht das Automobil, das Bargeld. Dieses soll in Verfassungsrang gehoben und so vor einer möglichen Abschaffung geschützt werden. Ein „grundlegendes Recht auf den Einsatz von Bargeld“ befürworten alle großen Parteien – ÖVP, SPÖ und FPÖ.

Die Notwendigkeit ist zu hinterfragen, Widerstand wird sich jedoch keiner regen. Die Österreicher sind europaweit gesehen laut jüngster Umfrage der ING Bank Spitzenreiter in Sachen Bargeld-Liebe.

Schweden erfanden die Banknoten

Ganz anders die „Cashless“-Fans aus Schweden. Jener Staat, der 1661 als Erster Banknoten druckte, schafft diese nun Zug um Zug ab. Nur mehr 13 Prozent aller Bezahlvorgänge werden laut Reichsbank bar abgewickelt, in Österreich laut Nationalbank (OeNB) von jährlich rund fünf Milliarden Transaktionen drei Milliarden. Wohl auch deshalb meint OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny, „dass kein Anlass besteht, die Stellung des Bargelds zu verändern.“

Nicht einmal mehr Kanelbullar cash

In Stockholm hingegen nehmen nicht einmal mehr Bäcker für die berühmten Kanelbullar (Zimtschnecken) noch Kronen an – „vi hanterar ej kontanter“ („Wir akzeptieren kein Bargeld“) ist auf vielen Türen und Tresen der Hauptstadt zu lesen.

Selbst am Klo - nur mit Karte

Bankfilialen geben keine Scheine und Münzen mehr aus, die Kirchenkollekte wird bargeldlos eingesammelt und selbst zum Besuch öffentlicher Toiletten muss die Karte gesteckt werden. 62 Prozent der Schweden heben bereits „nie mehr Geld oder seltener als einmal pro Monat“, sagt Hanna Armelius, Sprecherin der „Sveriges Riksbank“ zur Kleinen Zeitung. „Wir haben Cash seit 300 Jahren, wenn es verschwindet, bedeutet das, Neuland zu betreten.“

Hier verdienen die Finanzdienstleister

Anders als etwa Österreicher legen Schweden kaum Wert auf Datenschutz. Der Zahlungsverkehr ist in Schweden in Händen privater Geschäftsbanken, die sich die hohen Kosten der Bargeldabwicklung ersparen wollen. Beim schwedischen Swish-Zahlungssystem verdienen dafür die Finanzdienstleister.

Reichsbank tritt auf die Bremse

Jetzt aber tritt sogar die Reichsbank auf die Bremse: Diese plant an die Herausgabe einer elektronischen Währung namens E-Krona, als Ergänzung zum derzeitigen Bar- und Giralgeld. Und auch unter Bürgern regt sich Widerstand gegen ein Bargeld-Ende. Allerdings, sagt Armelius: „Die Politik will grundlegende Bargelddienste sicherstellen. Es gibt aber keine Möglichkeit, Restaurants und Geschäfte zu zwingen, Bargeld anzunehmen. Wir wollen es nicht abschaffen, müssen aber darauf vorbereitet sein, dass dies möglich ist.“