Bis November habe Draghi vor, den umstrittenen Erwerb von Staatsanleihen wieder zu starten, um der Konjunktur unter die Arme zu greifen, berichtete der "Spiegel" am Freitag im Voraus unter Verweis auf Notenbankkreise.
Draghi wolle in seinen letzten Monaten seiner Nachfolgerin Christine Lagarde den Start erleichtern. Darüber hinaus erwäge die EZB-Führung, den Strafzins für Banken zu erhöhen, den diese zahlen müssen, wenn sie überschüssiges Geld bei der Notenbank parken. Ein entsprechender Entschluss sei im September möglich. Eine EZB-Sprecherin lehnte eine Stellungnahme zu dem Bericht ab. Die nächste Zinssitzung findet am Donnerstag statt.
Neue "Lockerungsschritte"
Draghi hatte im Juni neue Lockerungsschritte der EZB signalisiert, sollte die Inflation weiterhin nicht anziehen. Es gebe erheblichen Spielraum für weitere Anleihenkäufe. Zudem gehörten erneute Zinssenkungen und Maßnahmen, um unerwünschte Nebenwirkungen der lange bestehenden Negativzinsen einzudämmen, zu den Instrumenten, sagte er auf einer EZB-Konferenz in Sintra. Die meisten Volkswirte rechnen fest mit einer Erhöhung des Strafzinses im September. Rund 40 Prozent erwarten zudem eine Neuauflage der Anleihenkäufe bis zum Jahresende.
In dem Bericht des "Spiegel" hieß es weiter, Draghi wolle außerdem das Inflationsziel lockern. Künftig solle es bei genau zwei Prozent liegen statt wie bisher bei unter aber nahe zwei Prozent. Auf der jüngsten Zinssitzung im Juni hatten die Währungshüter laut dem Sitzungsprotokoll bereits über mögliche Strategieüberlegungen gesprochen. Die letzte größere Strategieüberprüfung des Inflationsziels gab es 2003.