Die Deutsche Bank setzt ihren angekündigten Stellenabbau umgehend um. "In den Geschäftsbereichen, in denen wir uns zurückziehen werden, haben wir mit dem Prozess bereits begonnen", sagte Konzernchef Christian Sewing am Montag in einer Telefonkonferenz. "Das betrifft natürlich nicht nur Asien, das betrifft auch andere Regionen."
Wie stark einzelne Länder und Standorte betroffen sind, sagte Sewing auch auf Nachfrage nicht. Deutschlands größtes Geldhaus hatte am Sonntag den Abbau von weltweit rund 18.000 Vollzeitstellen angekündigt. Bis zum Ende des Jahres 2022 soll die Zahl der Vollzeitstellen von zuletzt knapp 91.500 auf etwa 74.000 sinken. Geschrumpft wird vor allem das Investmentbanking.
Die Deutsche Bank hofft nach einem Verlust heuer auf ein ausgeglichenes Ergebnis im kommenden Jahr. "Wir arbeiten daran, 2020 ein ausgeglichenes oder besseres Ergebnis zu erreichen", sagte Finanzchef James von Moltke am Montag in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Allerdings gebe es erhebliche Unsicherheiten, beispielsweise wann genau Umbaukosten verbucht würden. Für 2019 hatte Konzernchef Christian Sewing wegen der Kosten für den Abbau von 18.000 Jobs und dem Kahlschlag im Investmentbanking bereits einen Verlust in Aussicht gestellt.
"Wir haben keine andere Möglichkeit"
"Wir haben keine andere Möglichkeit", sagte zuvor dem Sender n-tv. "Diese Bank muss sich auf ihre Stärken konzentrieren", fügte er hinzu. "Das machen wir jetzt und das bedeutet, dass wir Dinge schließen und das heißt auch Jobs abbauen."
Sewing hatte am Sonntag die "umfassendste Transformation der Deutschen Bank seit Jahrzehnten" und einen Rückzug des Finanzinstituts aus dem Aktiengeschäft angekündigt. Im Zuge dessen soll die Mitarbeiterzahl bis 2020 um etwa ein Fünftel auf 74.000 reduziert werden. Künftig soll sich die Bank vor allem auf das Kundengeschäft besinnen. Der Konzernumbau wird insgesamt rund 7,4 Milliarden Euro kosten.
"Verkleinerte, sehr stark fokussierte Investmentbank"
"Die Stärken der Bank sind insbesondere das globale Firmenkundengeschäft", bekräftigte Sewing gegenüber n-tv. "Aber natürlich haben wir daneben eine jetzt verkleinerte, sehr stark fokussierte Investmentbank", fügte er hinzu.
Der Vorstandsvorsitzende will die Bank auch fit für die Digitalisierung machen. Neuer Digitalvorstand wird Bernd Leukert, ehemals Vorstandsmitglied bei SAP. "Die Bankenwelt wird auf Dauer insbesondere durch Technologie bestimmt und durch eine Top-Beratung", sagte Sewing. Für beides müsse die Deutsche Bank stehen. Leukert sei daher ein "Glücksgriff".
"Überfälliger Schritt"
Der Radikalumbau der Deutschen Bank ist bei Anlegern und Analysten zunächst positiv aufgenommen worden. Die stark gebeutelte Aktie notierte Montagfrüh knapp zwei Prozent im Plus. "Die Restrukturierung der Deutschen Bank ist aus unserer Sicht mutig und zum ersten Mal keine halbe Sache", sagte JP-Morgan-Analyst Kian Abouhossein.
In das gleiche Horn stieß Michael Hünseler vom Vermögensverwalter Assenagon: "Alles in allem ein konsequenter, mutiger und überfälliger Schritt für die Deutsche Bank, der - wenn erfolgreich - dem Institut zu einer zukunftsfähigeren Existenz mit Daseinsberechtigung verhelfen wird." Zugleich warnten Analysten und Händler aber vor erheblichen Umsetzungsrisiken, die Kursgewinne könnten sich schnell in Luft auflösen.
"Erhebliche Umsetzungsrisiken"
Deutschlands größtes Geldhaus hatte in den vergangenen Jahren immer wieder an seiner Strategie nachgebessert. Der Erfolg der bisherigen Restrukturierungsrunden ist aber überschaubar. Entsprechend skeptisch sind die Experten, was die jüngsten Ankündigungen angeht. Die Annahme, dass die Bank ihre Erträge im Kerngeschäft bis 2022 um durchschnittlich 2,3 Prozent pro Jahr steigern könne, sei optimistisch, sagte Abouhossein. "Die Deutsche Bank hat ihre Ertragsziele in der Vergangenheit wiederholt verfehlt."
Der Umbau ändere nichts an der Tatsache, "dass die Deutsche Bank in einem Geschäft tätig sei, das sich in einem strukturellen Niedergang befindet (Investmentbanking) und in einem, in dem die Margen hauchdünn sind (deutsches Privatkundengeschäft)", sagte Eoin Mullany von der Berenberg Bank. "Wir würden jeden Kursanstieg zum Verkauf der Aktie nutzen, weil es bei der Strategie erhebliche Umsetzungsrisiken gibt und beim Kapital wenig Spielraum für Fehler."