Geldfälscher verursachen Jahr für Jahr Schäden in Millionenhöhe. Und nicht immer machen sie es Fahndern so leicht wie bei einem Fall in Kaiserslautern im Jänner: Blüten im Gesamtwert von fast 15.000 Euro sammelten Polizisten dort ein. Die 20-, 100- und 500-Euro-Scheine waren schnell als Fälschung zu enttarnen: Sie trugen chinesische Schriftzeichen.
Um auch professionellen Kriminellen das Handwerk zu erschweren, bringen Europas Währungshüter ab kommendem Dienstag (28.5.) neue 100- und 200-Euro-Scheine unters Volk.
Was ist anders an den neuen Scheinen?
Die Geldscheine der zweiten Euro-Banknoten-Generation sollen schwerer zu fälschen sein. Für den Hunderter und den Zweihunderter haben Währungshüter völlig neue Sicherheitsmerkmale ausgetüftelt: Auf der Vorderseite rechts oben befindet sich ein "Satelliten-Hologramm". Dort bewegen sich beim Neigen kleine Euro-Symbole um die Wertzahl. Überarbeitet wurde zudem die "Smaragd-Zahl" auf der Vorderseite links unten. Der als glänzende Zahl aufgedruckte Wert "100" beziehungsweise "200" ändert wie bei anderen Scheinen der neuen Generation die Farbe von Smaragdgrün zu Tiefblau, wenn man die Banknote neigt. Neu ist, dass in die Zahl kleine Euro-Symbole integriert sind.
Gibt es sonst noch Besonderheiten?
Wie schon beim Fünfziger und Zwanziger haben auch die neuen 100- und 200-Euro-Scheine ein "Porträtfenster". Es wird durchsichtig, wenn man den Schein gegen das Licht hält. Dann sieht man von beiden Seiten ein Porträt der Mythengestalt Europa. Vor solchen Raffinessen schrecken professionelle Fälscher zwar nicht zurück, erste 50-Euro-Fälschungen mit - wenn auch verschwommenem - Porträtfenster sind aufgetaucht. "Fälscher rechnen mit dem flüchtigen Betrachter", erklärte Bundesbank-Vorstand Johannes Beermann im Jänner. Die Qualität der nachgemachten Porträtfenster erreiche "bislang nicht annähernd das Original", betonte er. "Minimale Sorgfalt reicht manchmal schon, um Falschgeld zu erkennen. Zwei Sekunden können bares Geld sparen. Denn falsche Banknoten und Münzen werden nicht ersetzt."
Wie haben sich Falschgeldzahlen allgemein entwickelt?
Nach Angaben der Bundesbank entfielen im vergangenen Jahr sechs Prozent der Euro-Blüten in Deutschland auf den Hunderter und ein Prozent auf den Zweihunderter. Die mit Abstand am häufigsten gefälschte Banknote war der Fünfziger. Allerdings sank die Zahl der 50-Euro-Fälschungen, seit im April 2017 die überarbeitete Version des orange-braunen Scheins in Umlauf kam. Die Strategie der Währungshüter scheint also aufzugehen. Denn auch insgesamt ging die Zahl der Euro-Blüten im vergangenen Jahr zurück. Polizei, Handel und Banken zogen nach Angaben der Europäischen Zentralbank (EZB) in Europa 563.000 gefälschte Banknoten aus dem Verkehr. Das waren knapp 19 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Der rechnerische Schaden lag bei rund 31,4 Millionen Euro - nach 36 Millionen Euro 2017.
Bekommen Verbraucher die neuen Scheine automatisch?
Wer hofft, dass der Automat beim Geldabheben sofort neue Hunderter oder Zweihunderter ausspuckt, könnte enttäuscht werden. Die Scheine werden von den Notenbanken ab 28. Mai nach und nach in Umlauf gebracht und ersetzen im Laufe der Zeit die bisherigen Scheine. Fünfer, Zehner, Zwanziger und Fünfziger sind bereits in überarbeiteten Versionen im Umlauf. Den Anfang machte am 2. Mai 2013 der Fünfer. Wer noch alte Scheine hat, muss sich keine Sorgen machen: Die Euro-Banknoten der ersten Generation sind unverändert gültig.
Jetzt fehlt in der neuen Serie nur noch der 500-Euro-Schein, oder?
Eigentlich schon. Doch der EZB-Rat hat Anfang Mai 2016 beschlossen, dass die "Europa-Serie" nur noch sechs statt sieben Stückelungen umfassen wird. Sie ist also mit Einführung der 100- und 200-Euro-Scheine komplett. Die Ausgabe des 500-Euro-Scheins haben die meisten Euro-Notenbanken in diesem Jänner beendet, seit Ende April ist die lilafarbene Banknote auch bei der Deutschen Bundesbank und der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) nicht mehr zu haben.
Warum wird der 500-Euro-Schein nicht mehr hergestellt?
Befürworter hoffen, auf diese Weise Terrorismusfinanzierung und Schwarzarbeit einzudämmen. Ob das klappt, ist umstritten. Die Bundesbank ist skeptisch. Die im Umlauf befindlichen 500er bleiben gesetzliches Zahlungsmittel und sollen unbegrenzt umtauschbar sein.