"Wenn Sie ein vorhersehbar profitables Unternehmen wollen, kaufen Sie eine Bank. Kommen Sie nicht zu uns – ganz einfach." Nein, der klassischen Werbetrommel bedient sich Dara Khosrowshahi definitiv nicht.
Der Chef des US-Fahrdienstvermittlers Uber hatte diesen bereits legendär gewordenen Satz in Hinblick auf den Börsengang des Konzerns – gehandelt werden die Aktien erstmals Freitag – bereits im Dezember bei einer Veranstaltung an der Stanford Business School vom Stapel gelassen. Und der wenige Monate später aufgelegte offizielle Börsenprospekt liest sich hinsichtlich der zu erwartenden Profitabilität keine Spur euphorischer.
Denn dort wird überhaupt gewarnt, dass Uber womöglich gar nie Gewinne machen wird. Die „Wirtschaftswoche“ rechnete daraufhin vor, dass im Börsenprospekt beispielsweise 150 Mal das Wort „Netzwerk“ zu finden ist, der Begriff „profitabel“ hingegen nur einmal vorkommt.
So umstritten das Geschäftsmodell des Unternehmens bisweilen auch wahrgenommen wird, so polarisierend das Unternehmen auch agieren mag, der Hype um den bevorstehenden Börsengang ist gewaltig. Trotz eines Börsenprospekts, der sich stellenweise eher wie ein – vor Nebenwirkungen warnender – Beipackzettel für ein Medikament liest. Noch dazu droht Uber Ungemach von der eigenen Fahrerschaft, die vielerorts Streiks plant und so auf die Diskrepanz zwischen eigenen Arbeitsbedingungen und erwarteten Investorengewinnen hinweisen will.
Saudi-Arabien und Google als Eigentümer
Warum aber erwartet uns dennoch „der Börsengang des Jahres“, wie es in US-Medien heißt? Und warum blickt man bei Uber einer möglichen Firmenbewertung von 90 Milliarden US-Dollar entgegen?
Nun, einerseits wurde bereits sehr viel Geld in das 2009 gegründete Unternehmen investiert. Und zwar von namhaften Investoren wie der japanischen Softbank, Google-Mutter Alphabet oder dem saudi-arabischen Staatsfonds. Diese Kapitalausstattung trug wiederum zu einer rasanten und weit gespannten Expansion bei. Uber selbst verweist heute auf 90 Millionen Kunden in über 700 Städten. Gleichzeitig wurde das Angebot ausgeweitet.
Zum Portfolio zählen heute der Auslieferdienst Uber Eats oder die Logistikschiene Uber Freight, bald könnten via Uber Elevate Lufttaxis angeboten werden. Das Unternehmen, befindet etwa der Analyst Dan Ivers, habe „die DNA, ein bahnbrechendes Vermittler-Ökosystem für Verbraucher zu werden“.
Als Triebfeder des vielseitigen Geschäfts fungierte lange Travis Kalanick. Jener Uber-Gründer also, der wie niemand sonst auch für die Schattenseiten des Konzerns steht. Kalanicks aggressiver Führungsstil sorgte für Unruhe, nach Anschuldigungen wegen sexueller Belästigungen im Unternehmen musste er gar die Spitze für den konzilianteren Dara Khosrowshahi frei machen. Besonders pikant: Ausgerechnet dieser Travis Kalanick könnte nun einer der großen Profiteure des Börsengangs werden, hält er doch nach wie vor neun Prozent Uber-Anteile.