Die von Österreichern gegründete Smartphone-Bank N26 mit Sitz in Berlin plant ein Technologie- und Innovationszentrum in Wien. N26 will langfristig bis zu 300 Softwareentwickler, Produktmanager und IT-Fachkräfte in Österreich einstellen, mittelfristig rund 100, kündigte N26-Mitgründer und CEO Valentin Stalf am Dienstag bei einer Pressekonferenz an.
Wien habe sich im Rennen mit anderen europäischen Städten unter anderem aufgrund der hohen Lebensqualität durchgesetzt, ein wichtiger Faktor um hoch qualifizierte Fachkräfte anzuziehen, sagte der Österreicher Stalf. Mitarbeiter für den Wiener Standort will N26 unter anderem von der Technischen Universität in Wien, aber auch von den Technischen Unis in Tschechien, der Slowakei und Ungarn rekrutieren. Neben der N26-Zentrale in Berlin mit aktuell rund 800 Mitarbeitern und dem Büro in Barcelona mit 70 Mitarbeitern wird Wien der dritte Technologie- und Innovationsstandort in Europa sein. Die Eröffnung des Wiener N26-Standorts ist für Herbst geplant, aktuell läuft die Personalsuche.
Mehr Kapital in Berlin
Für eine Neugründung würde Stalf heute immer noch nach Berlin gehen und nicht in Wien bleiben. In Berlin gebe es für Start-ups viel mehr Risikokapital und auch größere Netzwerke. Für Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) ist die Entscheidung der Smartphone-Bank für Wien "ein wichtiges Zeichen" für den Wirtschaftsstandort. Schramböck kündigte bei der Pressekonferenz mit N26 für Mitte Mai ein neues Start-up-Paket an. Dabei sollen unter anderem für "das Problem Anschlussfinanzierung" Lösungen präsentiert werden.
Am künftigen Wiener Standort will N26 unter anderem sein Bank-Sicherheitssystem durch den Einsatz künstlicher Intelligenz weiterentwickeln. Um Betrug zu verhindern, sollen ungewollte Transaktionen schneller identifiziert werden. Außerdem sollen in Wien neue Produkt- und Service-Angebote für die rund 2,5 Millionen N26-Kunden entwickelt werden.
Insgesamt werde die Bank mittelfristig einen mittleren zweistelligen Betrag in das Technologie- und Innovationszentrum in Wien investieren, kündigte der N26-Österreich-Chef Georg Hauer an. Die Bank will sich auch die österreichische Forschungsprämie sichern, die im Jahr 2018 von 12 auf 14 Prozent erhöht wurde. N26 ist derzeit in 24 europäischen Ländern aktiv und plant im laufenden Jahr den Markteintritt in den USA.
Stalf und Maximilian Tayenthal gründeten im Jahr 2013 ihr Banken-Start-up Number26 in Wien, verlagerten den Firmensitz aber nach einem Monat bereits nach Berlin. Vor allem die Verfügbarkeit von qualifizierten Mitarbeitern sei ein Hauptgrund für den Wechsel nach Berlin gewesen, hieß es damals. Das Unternehmen hatte zum Markstart im Jahr 2015 noch die Lizenz und Dienstleistungen der Wirecard Bank AG in Anspruch genommen. Mitte 2016 erhielt das Start-up dann eine eigene Banklizenz und Number26 wurde in N26 umbenannt.
Smartphone-Bank
Die Bankgeschäfte müssen bei N26 über die Smartphone-App durchgeführt werden, der Kundenservice wird fast ausschließlich über einen Chat abgewickelt. Dadurch spart sich die Bank hohe Kosten für ein Filialnetz und Callcenter-Mitarbeiter. Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat bei N26 laut Medienberichten einige Mängel festgestellt und Nachbesserungen gefordert. Bei einer Sonderprüfung im vergangenen Jahr habe die BaFin unter anderem Missstände bei der Personalausstattung sowie beim Management von ausgelagerten Aufgaben und bei der Technik kritisiert, berichtete das "Handelsblatt" Anfang April.
Stalf verwies auf Nachfrage, dass N26 wie auch alle anderen Banken mit Phishing zu kämpfen habe. Bei Phishing versuchen Betrüger mit E-Mails und Websiten - die denen von Banken tauschend ähneln sehen - an Zugangsdaten von Bankkunden zu kommen. Man werde Kunden weiter aufklären und das Transaktionsmonitoring stärker ausbauen, sagte der N26-Chef an. Auch sei ein Chat via Smartphone-App "die sicherste Variante" mit Kunden zu kommunizieren. Beim Thema Geldwäsche sieht Stalf keinen Handlungsbedarf. Man habe "kein Problem". Mehrere deutsche Medien hatten Mitte April über Geldwäsche via N26-Konten berichtet.