Der Handelskonzern Rewe ist in Österreich zwar Marktführer, beim Wachstum und in der Kundenwahrnehmung hat aber Spar die Nase vorne. Rewe-Österreich-Chef Marcel Haraszti gab das am Mittwoch ohne Umschweife zu. In der Vergangenheit seien Fehler gemacht worden, vor allem bei Billa und Bipa. Diese will Haraszti ausmerzen und wieder "Wachstumskaiser" sowie bei den Kunden die Nummer 1 werden.
Kannibalisierung Billa-Merkur
Die Supermarktkette Billa, mit der Rewe in Österreich 1088 Mal vertreten ist, habe sich in der Vergangenheit zu sehr mit der ebenfalls zum Konzern gehörenden Linie Merkur (138 Filialen) kannibalisiert, räumte Haraszti beim Jahrespressegespräch der Rewe International ein. Künftig sollen sich die zwei Marken enger abstimmen. So soll es etwa nicht bei beiden Linien gleichzeitig Aktionen geben, die sich gegenseitig kannibalisieren.
Einstellung Online-Shop
Ein Anfang in diese Richtung war bereits die Einstellung des Merkur-Onlineshops vorigen Sommer, um den Fokus auf den Onlineauftritt von Billa zu legen. "Es reicht, wenn wir das Geld einmal investieren", sagte Haraszti. Das Online-Geschäft ist aber ohnehin überschaubar. Der Billa-Onlineshop machte im Vorjahr einen Umsatz von etwa 35 Millionen Euro. Im stationären Lebensmittelhandel erwirtschaftete der Konzern 7,68 Milliarden Euro.
Zwei Marken bleiben
Aus Billa und Merkur eine Marke zu machen, schwebt dem Rewe-Manager aber nicht vor. "Die Marken sollen weiterhin eigenständig auftreten, aber dort, wo es Synergien gibt, nutzen wir sie." Billa sei zwar nicht immer perfekt, aber Teil des Alltags und des Stadtbildes. Doch früher sei Billa Innovationsführer gewesen, "da haben wir jetzt einiges zu tun". Die Billa-Eigenmarke soll daher einem Relaunch unterzogen und neu positioniert werden.
Nur mehr eine Kundenkarte
Ziel sei es, es den Kunden so einfach wie möglich zu machen. Die Aktionsstrategie soll einfacher werden, statt drei oder vier Kundenkarten soll es im Konzern nur noch eine geben. Im Fokus seien Regionalität und Frische - von der Feinkost bis zur Obst- und Gemüseabteilung. Dem Trend folgend sollen Zucker- und Salzanteil bei den Eigenmarken sinken sowie Alternativen zu Plastik angeboten werden.
Bipa ist die größte Baustelle
Größte Baustelle des Rewe-Konzerns ist aber die Drogeriekette Bipa, die seit Ende 2017 neu aufgestellt wird. Konkurrent dm hat die Marke längst überholt. Selbst Rewe-Konzernchef Lionel Souque räumte heute in Köln ein, dass Bipa das Unternehmen 2018 und 2019 belaste, wenngleich er "Licht am Ende des Tunnels" sehe.
Märkte werden komplett umgebaut
2019 und 2020 sollen je 180 Bipa-Märkte komplett umgebaut werden. Das neue Konzept sieht dezentere Farben, Holz, wärmeres Licht und ein neues Sortiment vor. Hatte die Kette früher vor allem junge Frauen im Fokus, sollen nun auch Familien, Ältere sowie Männer angesprochen werden. Mit gesunden Snacks und nachhaltigen Pflegeprodukten will Bipa auch umwelt- und gesundheitsbewusste Kunden anziehen. Ein Novum sind seit der Neuausrichtung Snacks wie Müsli, Vollkornriegel & Co - bisher ein Steckenpferd von Konkurrent dm. Das Parfum-Sortiment wurde bei Bipa stark reduziert, andere Bereiche wie dekorative Kosmetik, Körperpflege und Haushaltsprodukte erhöht.
Neue Eigenmarken
Als nächsten Schritt will der Konzern die neuen Eigenmarken "bi care" sowie "bi home" im mittleren Preissegment einführen. Derzeit hat Bipa nur Eigenmarken im Preiseinstiegssegment ("clever") sowie im Premiumbereich ("bi good").
Aktuell gibt es 588 Bipa-Filialen - eine Größenordnung, die Haraszti für angemessen hält. 2018 schlossen 11 Standorte, 2017 waren es 13. Weiter abgespeckt werden soll die Drogeriekette nicht.