Die Stimmung in der Kärntner Wirtschaft ist nach wie vor blendend. Das zeigt sich auch in der Zufriedenheit der mittelständischen Unternehmer mit der Kärntner Standortpolitik, die sich in den letzten zwei Jahren auf 60 Prozent verdoppelt hat: „Ein sehr hoher Wert“, sagt Ulrike Hochsteiner von Ernst & Young (EY). Die Unternehmensberatung erstellt in einem „Mittelstandsbarometer“ (Betriebe mit 30–2000 Mitarbeitern) einen Lagebericht, in jedem Bundesland wurden 100 Mittelstandsbetriebe befragt.
Auffallend: Jedes dritte Kärntner Unternehmen plant weiterhin größere Investitionen, etwa in Form von Ausrüstung, Maschinen oder Bauten. Das ist der zweithöchste Bundesländerwert nach Tirol. Allerdings plant nur ein knappes Viertel der Unternehmen auch einen Personalzuwachs, das ist der geringste Wert aller Bundesländer. Österreichweit hat jeder dritte Betrieb vor, weitere Mitarbeiter einzustellen.
Abwanderung macht kreativ
Hochsteiner hat dafür eine Erklärung parat: Die Abwanderung mache Kärntner Unternehmen sehr zu schaffen – und wohl auch kreativ dabei, frühzeitig in Automatisierung und Digitalisierung zu investieren, da man die nötigen Mitarbeiter ohnehin nicht bekomme. Die dräuende Konjunktureintrübung macht den Kärntnern noch kaum zu schaffen: 97 Prozent der Unternehmen sind mit ihrer aktuellen Geschäftslage zufrieden, nur in der Steiermark sind es mit 99 Prozent noch etwas mehr. Und jedes vierte befragte heimische Unternehmen rechnet sogar mit einer Verbesserung der Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten.
Kärntner diesmal optimistisch
„Das ist sehr positiv“, meint Hochsteiner, zumal „die Kärntner normalerweise sehr pessimistisch sind“. Diesmal ist es anders, das zeige auch, dass jedes zweite Unternehmen im laufenden Jahr mit wachsenden Umsätzen rechnet. Das höchste Plus erwarten sich Industriebetriebe und die Tourismusbranche. Dabei sei vielen Firmen bewusst, dass die Konjunktur abflaut. „Doch die Stimmung ist bemerkenswert gut“, sagt EY-Managing Partner Erich Lehner. „Die geopolitischen Spannungen beunruhigen den Mittelstand offenbar deutlich weniger als Großkonzerne.“ Uwe Sommersguter