Der gemeinsame Einkaufsmanager-Index für die Industrie und Dienstleistungsbranche fiel im Jänner überraschend um 0,4 auf 50,7 Punkte. Das ist der schlechteste Wert seit fünfeinhalb Jahren, wie das Forschungsinstitut IHS Markit am Donnerstag zu seiner monatlichen Umfrage unter tausenden Unternehmen mitteilte.
Das Barometer hält sich damit knapp über der Wachstumsschwelle von 50 Zählern. "Die anhaltende Krise des Automobilsektors, Sorgen wegen des Brexit, Handelsstreitigkeiten und die Proteste in Frankreich bremsten im Jänner erneut die Konjunktur", sagte Markit-Chefvolkswirt Chris Williamson. "Aufgrund der erstmals seit über vier Jahren rückläufigen Nachfrage näherte sich die Eurozone im Jänner der Stagnation weiter an."
Deutsche Exportindustrie spürt Flaute besonders stark
Zu spüren bekommt die globale Flaute vor allem die exportabhängige deutsche Industrie, die erstmals seit mehr als vier Jahren den Rückwärtsgang einlegte. Deren Einkaufsmanager-Index sank um 1,6 auf 49,9 Punkte. Schuld daran sind vor allem die Aufträge: Sie gaben so stark nach wie seit 2012 nicht mehr. "Die Krise im Automobilsektor und die nachlassende Nachfrage aus China gaben dafür nach einhelliger Meinung eines Großteils der Befragten den Ausschlag", sagte Markit-Experte Phil Smith.
Die Dienstleister schalteten dagegen im Jänner einen Gang höher, weshalb der gemeinsame Einkaufsmanager-Index für die deutsche Privatwirtschaft um 0,5 auf 52,1 Punkte zulegte. "Die Binnenwirtschaft ist und bleibt damit der Stabilitätsanker", sagte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel. "Die gute Beschäftigungssituation gepaart mit einem historisch niedrigen Zinsniveau hält die inländische Konjunktur auf Kurs."
Rezession wird nicht erwartet
In Frankreich sorgten die anhaltenden Proteste der "Gelbwesten" dafür, dass die Wirtschaft - nach Deutschland die zweitgrößte in der Eurozone - im Jänner so stark schrumpfte wie zuletzt im November 2014. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dürfte auch das dortige Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal sinken, warnte Markit.
Eine Rezession in der Eurozone erwarten die meisten Experten aber nach wie vor nicht. "Dafür spricht vor allem die weiterhin sehr expansive Geldpolitik der EZB", so Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Aber auch der Gegenwind vom Export dürfte im Verlauf von 2019 nachlassen." So habe die Politik in China inzwischen Maßnahmen ergriffen, um die heimische Konjunktur zu stützen. "Davon wird auch der globale Industriesektor profitieren", ergänzte Weil.