Das Weltwirtschaftsforum (WEF) sieht die globale Konjunktur schwerwiegenden Bedrohungen ausgesetzt. "Das globale Wachstum verlangsamt sich, es gibt viele dunkle Wolken da draußen", sagte WEF-Präsident Borge Brende der "Süddeutschen Zeitung" (Montagausgabe). Er sprach von "geopolitische Verwerfungen, die die Welt vergiften". Es gebe zudem kaum Spielraum der Notenbanken gegenzusteuern.
Ferner könnten die Regierungen nicht mehr mit höheren Staatsausgaben reagieren. "Deutschland und Norwegen könnten sich vielleicht noch höhere Staatsausgaben leisten, aber fast alle anderen Länder sind doch überschuldet", ergänzte der frühere norwegische Außenminister laut Vorabbericht. Ferner gebe es große Herausforderungen in China, wo sich die Konjunktur abkühlt. "Es besteht die vage Hoffnung, dass wir noch zwei bis drei Jahre mit Wirtschaftswachstum vor uns haben, vorausgesetzt, es gibt keine größeren geopolitischen Zwischenfälle oder einen Handelskrieg", prognostizierte Brende für die Weltwirtschaft.
Finanzelite trifft sich
Am Dienstag beginnt das WEF-Treffen der internationalen Finanzelite im schweizerischen Davos. Es ist heuer nicht so hochkarätig besetzt wie zuletzt. Aus dem Kreis der sieben größten Industrienationen sind nur drei Regierungschefs vertreten, darunter die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Fehlen werden US-Präsident Donald Trump, der wegen des Haushaltsstreits in Washington seine Teilnahme abgesagt hat, sowie sein französischer Amtskollege Emmanuel Macron, der durch die Protestbewegung der "Gelben Westen" unter Druck steht.
Brende hatte 2017 die Verantwortung für das Weltwirtschaftsforum (WEF) von Gründer Klaus Schwab übernommen. Er rechtfertigte die Veranstaltung gegen alle Kritik und trotz der Absage wichtiger Teilnehmer. "Wenn Menschen sich physisch treffen, ist das immer sehr wichtig. Auch in der digitalen Welt ist das unverzichtbar, persönliche Kontakte sind immer ein Eisbrecher."