Das Jahr beginnt für Sie mit einer Streikdrohung der Gewerkschaft. Was schwelt da?
THOMAS ARNOLDNER: Über die Streikdrohung war ich ehrlich gesagt etwas überrascht. Ich habe die Gespräche immer als konstruktiv und wertschätzend empfunden. Es gab drei Gesprächsrunden, wir haben uns schon sehr stark angenähert.
Zwischen den gebotenen zwei Prozent und den geforderten drei Prozent liegen doch fast Welten.
Die weitere Runde am Freitag hätte ich vielleicht noch abgewartet. Nichtsdestotrotz ist die Gesprächsbasis weiter vorhanden. Was man aber bitte sehen muss: Die Wettbewerber haben deutlich unter den von uns geforderten drei Prozent abgeschlossen. Alles andere richte ich nicht über die Medien aus.
Glauben Sie, hinter der Drohung steckt politisches Kalkül?
Ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, über Motive meines Gegenübers zu mutmaßen. Was wiegt, ist, was am Tisch liegt. Die Angebote sind sehr gute.
Was genau erwartet man seitens der Politik von Ihnen?
Was alle Eigentümer eint, ist das Ziel, profitabel zu wachsen, wichtige Investitionen in den österreichischen Standort zu leisten. Wenn wir Österreichs Vorzeigeunternehmen der Digitalisierung sein sollen, heißt das, dass wir uns diese Kultur auch selbst aneignen müssen. Wir stecken als Telekom Austria in einem massiven Wandel.
Die Wogen zwischen Mexiko und Österreich sind geglättet?
Ich habe das nie so wahrgenommen. Wir arbeiten im Vorstand sehr konstruktiv zusammen.
Die Standortinvestitionen sind in Bezug auf die Infrastruktur eng mit der Politik verzahnt. Welche Investitionen plant die Telekom? Wie viel soll vom Staat kommen?
Wir investieren jedes Jahr fast eine halbe Milliarde Euro in österreichische Infrastruktur. Wir werden das Glasfasernetz heuer deutlich erweitern, wo es wirtschaftlich vertretbar ist. In 90 Prozent der Gemeinden sind wir bereits mit einem Glasfaserzugangspunkt vertreten.
Österreich hinkt im internationalen Vergleich hinterher.
Die vergangene Breitbandförderung hat Großes geleistet. Alle Beteiligten sind im Dialog, das Tempo nicht nur fortzusetzen, sondern zu erhöhen.
Ist die halbe Milliarde der Telekom angesichts der Anforderungen auch für 5G nicht zu wenig?
Wir sehen uns gut gerüstet und treffen sehr bewusste Entscheidungen, wo investiert wird. Effizienzsteigerungen bringen auch Spielräume. Es gibt jedenfalls keinen Finanzierungsbedarf. Im Gegenteil: Wir treiben die Entschuldung weiter voran.
Aus eigener Kraft zu wachsen ist schwieriger, kostet Zeit, vor allem in gesättigten Märkten. Sind da nicht auch andere Expansionsmöglichkeiten ein Thema?
Sollten sich Investitionsmöglichkeiten ergeben, wird man sich das mit den Eigentümern ansehen. Aber noch einmal: Es gibt keinen Finanzierungsbedarf. Die Realität ist: Wir wachsen aus eigener Kraft, indem wir in neue Bereiche investieren. Ende September hatten wir 1,4 Prozent Umsatzplus. Das hebt uns positiv ab von anderen vergleichbaren Unternehmen.
Sind Ihnen 1,4 Prozent Plus nicht zu wenig? Klasse ausgesehen haben die Ergebnisse nicht.
Grundsätzlich haben wir mit dem Schritt in die Konvergenz (Glasfaser, Festnetz, Mobilfunk, TV, Streaming, Cloudservices aus einer Hand, Anm.) sehr viel geschafft. Das haben viele Mitbewerber erst jetzt nachvollziehen müssen. Ein Fokus wird natürlich sein, die Wachstumskurve noch steiler zu gestalten.
Wie geht das, die Wachstumskurve steiler zu gestalten?
Wir stehen im Epizentrum der Digitalisierung. Neue Services, die wir anbieten, werden stark nachgefragt. Im Bereich Internet der Dinge haben wir sehr spannende Kundenprojekte gewonnen. Das ist ein Markt, der wächst zweistellig. Auch TV-Dienste bieten mit Sicherheit große Wachstumsmöglichkeiten. In Weißrussland haben wir schon einen eigenen Sender, in vielen Ländern Spitzen-Übertragungsrechte. Künftig wird es noch stärker Richtung Medien gehen, also Content anzubieten.
Sie halten neben America Movil die rot-weiß-rote Flagge hoch. Was ist der konkrete Mehrwert, dass Sie jetzt der Chef sind?
Die Frage ist an die Eigentümer zu richten. Ich kann sagen, dass man sich für jemanden entscheiden hat, der sein Berufsleben in dieser Branche verbracht hat, Top-Positionen innehatte und den Markt sehr gut kennt.
Und Sebastian Kurz gut kennt.
So wie viele andere Menschen in vielen anderen Parteien auch.
Die Post ist unter Beschuss, weil sie Kundendaten verkauft. Welche Daten sammelt die Telekom von ihren Kunden? Sie haben einmal gesagt, sie wollen Daten vermehrt und tiefer nutzen.
Was uns von anderen unterscheidet: Wir handeln nicht mit personalisierten, individuellen Kundendaten. Wir wollen die Daten verstärkt dafür nutzen, um Kunden bessere Services anbieten zu können.
Baut die Telekom Personal ab?
Wir haben jedes Jahr geringfügig reduziert, das setzt sich fort.
Claudia Haase