Der für Montag geplante Warnstreik der Eisenbahner hat neue Dynamik in die stockenden Kollektivvertragsverhandlungen gebracht. Für Sonntagabend haben Gewerkschaft und Arbeitgeber ein Spitzentreffen der beiden Chefverhandler vereinbart. Für den Fall, dass die Gespräche scheitern, ruft die Gewerkschaft vida ihre Mitglieder österreichweit zum Arbeitsausstand am Montag zwischen 12 und 14 Uhr auf.
Beim Versuch den von der Gewerkschaft für Montag geplanten Bahnstreik abzuwenden, setzen die Arbeitgeber jedenfalls alles auf eine Karte. Chefverhandler Thomas Scheiber kündigte am Sonntagabend im Anschluss an eine Expertensitzung ein "substanziell verbessertes Angebot" an, dass er seinem Gegenüber, vida-Chef Roman Hebenstreit, im Vier-Augen-Gespräch unterbreiten werde, wie Scheiber zur APA sagte.
"Ich glaube, man kann sagen, dass die Arbeitgeber ein substanziell verbessertes Angebot überreichen werden und dass das Ziel für uns für heute ist, die morgige Beeinträchtigung für unsere Kunden zu verhindern", sagte Scheiber. Das Angebot werde auch schriftlich überreicht, damit es keinen Interpretationsspielraum geben kann, "und dann hoffen wir auf konstruktive, lösungsorientierte und zielführende Gespräche".
"Hängt nicht nur von uns ab"
Auf Arbeitgeberseite bereitet man sich indes auf eine nächtliche Verhandlungsrunde vor. Der Fachverband der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer (WKO) will mit dem Spitzengespräch den zweistündigen Warnstreik noch abwenden.
Sowohl ÖBB als auch Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) drängen auf eine Einigung der Sozialpartner. "Nachdem es auch bei den Beamten und den Metallern zu guten Lösungen gekommen ist, erwarten wir auch bei den Eisenbahnerinnen und Eisenbahnern einen Lohnabschluss für 2018. Es liegt jetzt in der Verantwortung der Wirtschaftskammer und der Gewerkschaft vida, den für morgen angekündigten Warnstreik doch noch abzuwenden", teilte Hofer-Sprecher Volker Höferl der APA mit.
"Es müssen substantielle Fortschritte erzielt werden"
Die ÖBB erklärten, die Aufnahme von neuen Kollektivvertragsverhandlungen zu begrüßen. "Es müssen heute substantielle Fortschritte erzielt werden - im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unserer tausenden Fahrgäste, die morgen ungestört ihre Reise antreten möchten. Seitens ÖBB steht einer Einigung nichts im Wege, wenn der Wille sowohl auf Seiten der Wirtschaftskammer als auch der vida wirklich gegeben ist", sagte ÖBB-Kommunikationschef Sven Pusswald.
Falls es keinen Durchbruch gibt, müssen Bahnfahrer am Montag österreichweit mit Verspätungen rechnen. Der Streik der vida soll von 12 bis 14 Uhr dauern, es ist aber auch danach noch mit Verzögerungen zu rechnen. Die ÖBB rät ihren Kunden, sich im Internet oder über die Telefon-Hotline zu informieren und auf die Durchsagen an Bahnhöfen und in Zügen zu achten. Auch der ÖBB-Rivale Westbahn hat Einschränkungen im Betrieb nicht ausgeschlossen. Nicht betroffen sind Busverbindungen, Straßenbahnen und U-Bahnen.