Die Waagner-Biro-Firmen werden nach ihrer Pleite filetiert. Ihre grosso Holding bekommt den ersten Zuschlag. Was ist an der Waagner-Biro Stage Systems, dem Bühnentechnik-Unternehmen, spannend und was an der Brückenbau- oder der Stahlbaufirma nicht?
ERHARD GROSSNIGG: Wenn man die Bühnentechnik aus dem Waagner-Biro-Konglomerat herauslöst und zusätzlich finanziert, wie ich das getan habe, dann hat das Unternehmen sehr gute Zukunftschancen. Für die anderen Sparten kann ich die Lage überhaupt nicht beurteilen. Die habe ich mir gar nicht angeschaut, weder den Brückenbau noch den Stahlbau.
Wie konnte die Stage Systems denn von den Problemen der gesamten Gruppe praktisch verschont bleiben?
GROSSNIGG: Sie ist in einem ganz anderen Segment tätig, nicht am Bau. Aber verschont geblieben ist sie nicht. Auch bei ihr waren alle Finanzierungslinien gesperrt.
Hat sie genug Aufträge?
GROSSNIGG: Der Auftragsstand ist gut genug, um einmal die nächsten zwölf Monate zu überstehen.
Wie stark sind Sie selbst als Troubleshooter gefragt?
GROSSNIGG: Im Projektgeschäft muss man für entsprechende Garantien sorgen, man gewährleistet die Performance – finanziell wie fachlich. Das geht nur mit dem entsprechenden Geld. Das ist mein Part.
Sie waren Bestbieter: Wie viel Geld haben Sie für das Unternehmen aufgestellt?
GROSSNIGG: Darüber spreche ich nie.
Wann ist das Unternehmen wieder voll auf der Höhe?
Ab sofort. Es ist durchfinanziert und wird schon schwarze Zahlen schreiben.
Das heißt, der Betrieb ist schon wieder aufgenommen?
GROSSNIGG: Wir haben im Zuge des Kaufvertrages nicht nur das Geld hinterlegt, sondern auch sofort bei der Kartellbehörde um Genehmigung angesucht, dass die grosso Holding das Unternehmen übernehmen darf. Diese Genehmigung ist da. Wir werden uns also ab sofort einbringen. Heute machen wir eine Betriebsversammlung, wo wir den Leuten sagen, was wir wollen.
Sie sind dafür bekannt, Menschen lieber harte Wahrheiten zuzumuten, als sie im Unklaren zu lassen: Ist Jobabbau ein Thema?
GROSSNIGG: Es scheint keines zu sein. Im Gegenteil. Wir nehmen Mitarbeiter auf, weil das Unternehmen bisher Dienstleistungen von der Gruppe in Anspruch genommen hat. In den Bereichen Rechnungswesen oder Human Resources müssen wir jetzt eigenständig agieren.
Werden das Mitarbeiter aus dem Waagner-Biro-Umfeld sein? Und um wie viele geht es?
GROSSNIGG: Die werden sicher von Waagner-Biro-Firmen kommen. Wir brauchen etwa 15 bis 20 Leute. Aktuell beschäftigten wir 80 Mitarbeiter. Wir wachsen auf eine Größenordnung von etwa 100 Mitarbeitern.
Vor zwei Jahren haben Sie glaubhaft erzählt, etwas kürzertreten zu wollen. Was Sie seitdem gekauft haben, lässt eher darauf schließen, dass Sie ewig mit Leib und Seele Sanierer sein wollen.
GROSSNIGG: Das Unternehmen ist kein Sanierungsfall, ich werde keine Funktionen übernehmen, nicht einmal im Aufsichtsrat. Es ist mein Geld, das ich investiere. Bei der offenbar von Ihnen angesprochenen Büromöbelgruppe BGO Holding mit Bene und Neudoerfler war es nur naheliegend, sie zu ergänzen, was ja mit Hali und der Mannschaft von Svoboda auch gut gelungen ist.
Gibt es für Stage Systems eine ähnliche Wachstumsfantasie oder spielt die ohnedies ziemlich allein auf weiter Flur?
GROSSNIGG: Ganz allein nicht, aber international sehr beachtet. Grundsätzlich halten wir immer Ausschau nach guten Wachstumsmöglichkeiten.
Ein Blick auf die Website zeigt eine beeindruckende Referenzliste mit Bühnenanlagen für die bekanntesten Konzert- und Schauspielhäuser der Welt. Was sind aktuell Renommierprojekte?
GROSSNIGG: In der Nähe von Kairo setzen wir für eine Baufirma einen Großauftrag für drei Veranstaltungsplätze um. In Amerika, Frankreich und Australien verhandeln wir derzeit einige spannende Aufträge.
Claudia Haase