Die Ausweitung des von den USA ausgelösten Handelskonfliktes in aller Welt sieht Christine Lagarde, Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), als größtes weltwirtschaftliches Risiko der Gegenwart. Dies könnte ungünstige Effekte unter anderem auf Preise, Investitionsverhalten und Wachstum haben, sagte Lagarde in Washington.

Die Handelskonflikte bergen nach Angaben Lagardes besonders große Gefahren für aufstrebende Volkswirtschaften. Für sie werde das externe Umfeld schwieriger, in einer Zeit, in der die Industrieländer ihre Zinsen erhöhten und ihre lange Zeit besonders lockere Geldpolitik strafften. "Diese ist eine Herausforderung für viele Schwellenländer, weil es eine Umkehr der Kapitalflüsse und steigende Finanzierungskosten auslösen kann", sagte Lagarde.

Streit könnte in dieser Woche in eine neue Runde gehen

Am Ende der Woche könnte der Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, den USA und China, in eine neue Runde gehen. US-Präsident Donald Trump hatte angedroht, Warenimporte aus China im Wert von weiteren mehr als 200 Milliarden Dollar mit Sonderzöllen zu belegen.

Indes haben die USA und Kanada am Mittwoch ihre Verhandlungen über eine Nachfolge des nordamerikanischen Handelsabkommens NAFTA fortgesetzt. Die Gespräche waren am vergangenen Freitag vorübergehend abgebrochen worden. Zuvor war eine Äußerung von US-Präsident Donald Trump bekanntgeworden, er wolle gegenüber Kanada keine Zugeständnisse machen.

Bei den Gesprächen geht es unter anderem um Agrarsubventionen in Kanada. Das Land schirmt seine Milchbauern mit hohen Schutzzöllen ab. Ferner gibt es keine Einigung bei der Frage, wie die Schiedsgerichtsbarkeit in Streitfällen geregelt werden soll. Kanadas Premierminister Justin Trudeau hatte wiederholt erklärt, er werde nur einem Deal zustimmen, der Vorteile für Kanada bringe.

Die USA und Mexiko hatten sich bereits am Montag vergangener Woche auf ein neues Abkommen geeinigt, dass nach Trumps Ansicht auch bilateral Bestand haben könnte. Im US-Kongress, der über den Text entscheiden muss, herrschen darüber jedoch geteilte Meinungen. Ob ein nur mit Mexiko und nicht mit Kanada geschlossenes Abkommen Bestand haben könnte, ist unsicher.