Rund 8700 Klagen sind es bereits und mit weiteren sei zu rechnen, so der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer im am Mittwoch veröffentlichten Quartalsbericht. Die meisten haben ihre Klagen bei einzelstaatlichen Gerichten in den US-Bundesstaaten Missouri, Delaware und Kalifornien eingereicht, die übrigen bei Bundesgerichten.
Sie werfen der neuen Bayer-Tochter Monsanto vor, der Kontakt mit glyphosathaltigen Produkten des Unternehmens haben bei ihnen zu Gesundheitsschäden, unter anderem zu Krebs, geführt. Sie fordern deshalb Schadensersatz.
Aufsehenerregendes Urteil in Kalifornien
Ein kalifornisches Geschworenengericht hatte Monsanto Mitte August zu einer Schadensersatzzahlung von 289 Millionen Dollar (249,96 Mio. Euro) an einen an Krebs erkrankten Mann verurteilt, der seine Erkrankung auf Glyphosat zurückführte. Das Mittel wurde von Monsanto entwickelt, wird aber auch von anderen Firmen hergestellt, da das Patent seit Jahren abgelaufen ist. Bayer will das Urteil durch den Richter des Geschworenengerichts überprüfen lassen und gegebenenfalls Berufung einlegen. Angaben zu etwaigen Rückstellungen machte der Konzern nicht und verwies lediglich darauf, dass Monsanto in industrieüblichem Umfang gegen gesetzliche Produkthaftungsansprüche versichert sei und angemessene bilanzielle Vorsorgemaßnahmen für erwartete Verteidigungskosten getroffen habe.
Auch rechtliche Probleme wegen anderer Produkte
Neben Glyphosat sieht sich Bayer auch noch weiteren rechtlichen Risiken im Zusammenhang mit seinen Produkten gegenüber. So liegen in den USA inzwischen Klagen von etwa 24.300 Nutzern des Gerinnungshemmers Xarelto vor, die das Medikament für Blutungen bis hin zu Todesfällen verantwortlich machen. Xarelto ist das umsatzstärkste Medikament des Konzerns, Ende Jänner lag die Zahl der Klagen noch bei rund 22.000.
Die Zahl der Klagen wegen der Sterilisationsspirale Essure stieg bis Mitte August auf rund 17.000 von etwa 16.100 Ende Jänner. Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat wegen Essure Tausende Beschwerden erhalten, darunter über Schmerzen, Menstruationsstörungen, ungewollte Schwangerschaften und auch Todesfälle, die mit dem Produkt in Verbindung gebracht werden. Bayer rechnet auch bei Xarelto und Essure mit weiteren Klagen.