Von einer „Entscheidungswoche“ will Masseverwalter Norbert Scherbaum zwar nicht sprechen, doch für die Zukunft der insolventen Modekette Vögele stehen in dieser Woche wichtige Termine an. So geht heute die erste Gläubigerversammlung über die Bühne. Das Handelsunternehmen musste Ende Juli aufgrund der Pleite seiner schweizerischen Muttergesellschaft Insolvenz anmelden. Vögele betreibt in Österreich 102 Filialen, davon 89 Filialen unter der Marke „Charles Vögele“ und 13 Filialen unter der Marke „OVC“. Es geht um mehr als 700 Arbeitsplätze.
Scherbaum ist weiter optimistisch, dass es zu einer Rettung von Vögele kommen kann. Heute wird er ab 11 Uhr die Gläubiger über den aktuellen Stand und das weitere Vorgehen informieren.
„Auch aus Gläubigersicht hoffen wir natürlich, dass die Gespräche mit potenziellen Investoren erfolgreich sind und dass für Vögele ein Käufer gefunden werden kann, der möglichst das gesamte Unternehmen übernimmt“, betont Georg Ebner, Experte beim Kreditschutzverband KSV1870. „Das wäre für alle die beste Lösung.“ Es gelte weiters abzuklären, wie es um das Verhältnis zum Insolvenzverfahren der Muttergesellschaft in der Schweiz bestellt ist, „und wer gegen wen welche Forderungen erhebt“, so Ebner. Franz Blantz vom AKV lobt das bisher „sehr strukturierte und professionelle Vorgehen“ seitens der Insolvenzverwaltung, die Gläubiger seien derzeit auf Warteposition, um zu sehen, wie sich die Verkaufsbestrebungen und die Gespräche entwickeln.
Ziel: "Fortführung des Unternehmens im Ganzen"
Am kommenden Donnerstag endet die Frist, bis zu der Angebote von Interessenten eingebracht werden können. „Wenn nicht irgendetwas Außergewöhnliches passiert, gehe ich davon aus, dass wir zumindest zwei Angebote haben werden, die auf eine Fortführung des Unternehmens im Ganzen abzielen“, sagt Scherbaum.
Einen fixen Abschluss werde es in dieser Woche aber noch nicht geben. „Unser Ziel ist es weiterhin, dass wir bis Ende August eine endgültige Lösung zusammenbringen.“ Was ihn positiv stimme, sei auch der Umstand, „dass wir es bei Vögele mit äußerst motivierten Mitarbeitern sowie einem sehr guten Management und Betriebsrat zu tun haben“, betont der Insolvenzverwalter. Auch die Umsätze in den Filialen würden sich weiterhin gut entwickeln. Die Warenlager seien noch bis Mitte September gefüllt.
Wie berichtet, haben die Mitarbeiter die Augustgehälter ausbezahlt bekommen, Scherbaum hat für eine Bevorschussung aus der Insolvenzmasse gesorgt.
Die ausständigen Juligehälter und das Urlaubsgeld der Vögele-Belegschaft wird dann aus dem Insolvenzentgeltfonds (IEF) ausbezahlt, das wird aber noch einige Wochen dauern.
"Enorm starker Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft"
Die Gewerkschaft der Privatangestellten (gpa-djp) und die Arbeiterkammer haben gemeinsam mit dem Betriebsrat in der Vorwoche für jede einzelne Filiale in Österreich Informationsveranstaltung abgehalten. Daniel Gürtler von der gpa-djp berichtet von „einem enorm starken Zusammenhalt innerhalb der Belegschaft, der zu spüren war“. Viele Mitarbeiter seien extra aus dem Urlaub gekommen, um sich über den aktuellen Stand informieren zu lassen. „Die meisten Fragen drehten sich um finanzielle Belange, etwa rund um die Auszahlung aus dem Insolvenzentgeltfonds“, so Gürtler. „Auch bei den Mitarbeiter ist die natürlich Hoffnung groß, dass es zu einer Rettung des Gesamtunternehmens kommt.“