Im neuen Hochgeschwindigkeitszug von Siemens - dem "Velaro Novo" - steckt österreichisches Know-how. Die Drehgestelle für das Vorzeigeprojekt des Technologiekonzerns kommen aus dem Kompetenzzentrum Graz - wie auch jene für den neuen Pendlerzug "Mireo", hieß es bei einem Lokalaugenschein in Krefeld in Nordrhein-Westfalen.
Erstmals in einen Serienzug eingebaut wird auch eine funkdurchlässige Scheibenbeschichtung aus Wien, die für deutlich besseren Handyempfang sorgen soll.
"Wenn Siemens Fahrzeuge in Österreich baut, ist der Wertschöpfungsanteil - seien es etwa Klimaanlagen oder Bremsen - generell sehr hoch. Bei Reisezugwägen liegt er zum Teil bei über 70 Prozent", erläutert dazu Siemens-Österreich-Sprecher Michael Braun. Werde ein Fahrzeug - wie etwa der Railjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) - in Simmering gebaut, kommen dafür rund 1.000 Zulieferbetriebe zum Einsatz. "Vor allem für Klein- und Mittelbetriebe sind wir ein wahrer regionaler Wirtschaftsmotor", betont Braun.
Leichtbauweise
Der Mireo, der derzeit noch an keinen österreichischen Bahnbetreiber verkauft ist, dreht inzwischen noch seine Runden am Testgelände Wegberg-Wildenrath. Als Rhein-Ruhr-Express (RRX) sollen die ersten Züge Ende 2018 ihren Betrieb aufnehmen. Der dank Fahrerassistenzsystem und durchgängiger Leichtbauweise energiesparende Pendlerzug punkte dank seiner "flexiblen Röhre" mit einer modularen Innenausstattung und könne individuell optimal an Kundenwünsche angepasst werden, unterstrich Siemens Mobility-CEO Sabrina Soussan.
Erstmals mit dem RRX in einen Serienzug eingebaut sind speziell beschichtete Fenster, die von Siemens-Forschern in Wien entwickelt wurden. Sie lassen Mobilfunkwellen bis zu 500 Mal besser durch als konventionelle Wärmeschutzverglasungen. "Wir sind zuversichtlich, dass diese Technologie auch bald bei anderen Fahrzeugen eingesetzt wird", heißt es dazu aus Wien.
Testwaggon
Der bis zu 360 km/h schnelle Velaro Novo existiert in Gänze derzeit nur als digitales Simulationsmodell, kurvt aber seit dem Frühjahr als Testwaggon durch Deutschland. Ab 2023 könnte der dank Leichtbauweise mit einem Drittel weniger Energie auskommende Zug fahren - geschielt wird dabei auf internationale Märkte.
Die Mobilitätssparte von Siemens soll nach der Genehmigung durch die Wettbewerbsbehörden mit dem französischen Konkurrenten Alstom fusionieren und damit nach China zum zweitgrößten Zugbauer der Welt aufsteigen.