Der deutsche Chemie- und Pharmakonzern Bayer streicht den belasteten Namen Monsanto: Nach der Übernahme des US-Saatgutherstellers werde Monsanto "als Unternehmensname nicht fortgeführt", teilte der Konzern mit. Vorstandschef Werner Baumann sagte, Bayer wolle künftig die "höchsten ethischen, ökologischen und sozialen Standards einhalten".
Die 2016 angekündigte Übernahme im Wert von umgerechnet 56 Mrd. Euro will der Konzern am Donnerstag abschließen - und so zum weltgrößten Anbieter von Pestiziden und Saatgut aufsteigen.
Monsanto ist der derzeit weltgrößte Hersteller von Saatgut. Der US-Konzern produziert unter anderem aber auch das viel kritisierte Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat sowie gentechnisch veränderte Pflanzen. Deshalb ist die Firma seit Jahren Zielscheibe von Gegnern der industriellen Landwirtschaft.
"Negatives Image von Monsanto"
"Es ist nachvollziehbar dass Bayer vermeiden will, mit den für die Übernahme ausgegebenen Milliarden auch noch das negative Image von Monsanto mit eingekauft zu haben", sagte Dirk Zimmermann von Greenpeace am Montag der Nachrichtenagentur AFP. An den "problematischen Folgen" der Fusion ändere sich dadurch aber nichts. "Unter welchem Namen die gefährliche Marktmacht von immer weniger, immer größeren Konzernen zementiert wird, ist für die von den negativen Auswirkungen betroffenen Landwirte, Verbraucher und die Umwelt letztlich irrelevant", sagte Zimmermann.
Der Chef der Agrarchemie-Sparte von Bayer, Liam Condon, erläuterte in einer Telefonkonferenz, die Monsanto-Mitarbeiter seien nicht auf den Unternehmensnamen fixiert. "Sie sind stattdessen stolz auf ihre Produktmarken, denn das sind die Lösungen, die sie ihren Kunden anbieten." Das Monsanto-Management habe selbst schon in der Vergangenheit erwogen, den Konzernnamen zu ändern, um das Image des Unternehmens zu verbessern.
Grünes Licht der Behörden
Die US-Kartellbehörden hatten die umstrittene Übernahme vergangene Woche unter Auflagen genehmigt; die EU hatte bereits Ende April grünes Licht gegeben. Alle notwendigen behördlichen Freigaben lägen vor, erklärte der Konzern am Montag.
Bayer wird eigenen Angaben zufolge nach der Übernahme etwa 44 Prozent seiner Umsätze im Agrarbereich erzielen, nämlich rund 20 Mrd. Euro. Rund die Hälfte des Gesamtumsatzes von 45 Mrd. Euro soll aus dem Geschäft mit Arzneimitteln und anderen Gesundheitsprodukten kommen.
Von dem Zusammenschluss erwartet Bayer ab 2022 Einsparungen in Höhe von 1,2 Mrd. Euro jährlich. Einen Schub soll außerdem die Entwicklung bekommen. Die konzerneigenen Agrarforscher seien mit steigenden Herausforderungen konfrontiert: eine wachsende Bevölkerung beispielsweise, oder vermehrte Ernteausfälle durch Wetterextreme, wie Condon sagte. Um geeignetes Saatgut und Pflanzenschutzmittel zu entwickeln, brauche es hohe Investitionen. Auch deshalb sei es wichtig, die Expertise und Ressourcen der beiden Unternehmen zusammenzubringen.
So wird der Deal finanziert
Finanziert hat Bayer die Monsanto-Übernahme durch einen Mix aus Schulden, Verkäufen sowie Kapitalerhöhungen. So hatte Bayer Anfang Mai die letzten Anteile an seiner Kunststofftochter Covestro abgestoßen. Außerdem musste der Konzern Teile seines Saatgut-Geschäfts abgeben, um kartellrechtliche Auflagen zu erfüllen. Am Sonntag kündigte der Konzern zudem eine Kapitalerhöhung von 6,0 Mrd. Euro an.
Bayer-Chef Werner Baumann versicherte am Montag, der Konzern werde die "höchsten ethischen Standards" hochhalten. So veröffentliche der Konzern beispielsweise bereits Gutachten über seine Pflanzenschutzprodukte. Außerdem wolle die Firma ihren Beitrag zur Ernährung und Gesundheit von Bedürftigen steigern. Schließlich will die Firma Produkte herstellen, durch die Landwirtschaft umweltfreundlicher und mit weniger Emissionen gelingen könne.