Die sechzehn Vorstandsvorsitzenden von ATX-Unternehmen, die 2016 und 2017 ganzjährig im Amt waren, erhielten in beiden Jahren durchschnittlich 1,9 Mio. Euro Entlohnung, 2017 sei ein "unauffälliges Jahr", schätzt die hkp-Group. Durch die Aufnahme der BAWAG geriet aber das Entlohnungsschema durcheinander, erhielt BAWAG-Chef Anas Abuzaakouk doch mit 14,1 Mio. Euro eine Gage in ungewöhnlicher Höhe.
Die deutsche Unternehmensberatung hkp Group zeigt in ihrer jährlichen Auswertung der Bezahlung der Vorstandsvorsitzenden der ATX-Unternehmen, dass Abuzaakouk sowohl bei der fixen (3,375 Mio. Euro) als auch bei der variablen Vergütung (10,745 Mio. Euro) 2017 Spitzenreiter im ATX war. In den variablen Teil floss aber auch die Vorbereitung auf den Börsengang von 2017 ein. "So ein Vergütungspaket hat in Österreich Seltenheitswert", vermerkt hkp-Partner Michael Kramarsch im Gespräch mit der APA.
Auch international ungewöhnlich
Aber dieses Paket sei sogar im internationalen Maßstab auffällig. Immerhin wäre Abuzaakouk mit der Gage auch im deutschen Aktienindex DAX Nummer zwei, wo es aber um Firmen mit 300.000 Mitarbeitern gehe. Seine Fixvergütung ist etwa gleich hoch wie die des Chefs der Deutschen Bank. "Es scheint keinen Unterschied zu machen, ob man die Deutsche Bank führt oder die BAWAG", wundert sich Kramarsch. Allerdings müsse man fairerweise noch abwarten, wie die Lage nächstes Jahr, ohne Sondereffekt des Börsengangs, aussieht.
"Niedrigverdiener" bei s Immo
Parallel zum BAWAG-Chef als Spitzenverdiener kam mit der s Immo auch ein Unternehmen mit besonders niedriger Entlohnung in die Statistik: Vorstandschef Ernst Vejdovszky erhielt lediglich 587.000 Euro Direktvergütung (fixe und variable Vergütung). "Die Spannweite steigt", heißt es im hkp-Bericht. Zwischen 3 und 3,5 Mio. Euro gab es für die Vorstandschefs von Erste Group, voestalpine, OMV und Andritz, 2 bis 3 Mio. Euro bei Lenzing, Post und Wienerberger, 1 bis 1,6 Mio. Euro bei Buwog, UNIQA, SBO, Zumtobel, Immofinanz, Verbund, Agrana und Telekom Austria. Unter der Million blieben neben der s Immo die CA Immo und die VIG. Bei der RBI gab es unter dem Jahr einen Wechsel im Chefsessel, sodass die Werte schlecht vergleichbar sind. Der scheidende Chef Karl Sevelda erhielt aber mit 3,3 Mio. Euro Abfindung (zu seinen 204.000 Euro Fixvergütung) in Summe die zweithöchste Entlohnung der ATX-Vorstände.
Abgesehen von Ausreißern sei die durchschnittliche Vergütung bei ATX-Firmen "durchaus angemessen" und vergleichbar mit jener im deutschen MDAX/SDAX, sagt Kramarsch. Die Grundvergütung liege auf dem gleichen Niveau, die - ausgewiesene - variable Vergütung sei aber niedriger. "Unser Verdacht ist, dass es im ATX noch nicht ausgewiesene Vergütungselement gibt", sagt er. Aber spätestens in zwei Jahren werde die Intransparenz vorbei sein.
Schlechte Datenlage
Denn wie Vergütungen in ATX-Unternehmen derzeit ausgewiesen werden, sei "noch teilweise steinzeitlich". Oft seien dafür nur 1,5 Seiten vorgesehen - die könne man sich besser sparen. Da die Qualität der Vergütungsausweise so schlecht sei, "stehen die Kurven von Performance und Vergütung eher zufällig zueinander", so Kramarsch. International würden Aktionäre inzwischen hohe Vergütungen akzeptieren, wenn sie durch gute Unternehmensentwicklung untermauert seien. "Da muss Österreich noch nachschärfen. Österreichs Unternehmen haben noch immer nicht die Signale gehört. Wenn sie so weitermachen, fahren sie ungebremst an die Wand." Gerade für einen kleinen Marktplatz wie Wien wäre Transparenz wichtig.
Im Vergleich zum Vorjahr habe es nur bei zwei Unternehmen leichte positive Veränderungen im Vergütungsausweis gegeben. Ausdrückliches Lob für die Ausweisqualität im ATX gibt es von Kramarsch für BUWOG, OMV und Wienerberger. Grundsätzlich würden nur die Hälfte der ATX-Unternehmen einjährige und mehrjährige variable Vergütung differenziert ausweisen. Nur neun geben Einblick in die Beiträge für die Pensionsvorsorge, nur acht weisen Nebenleistungen genau aus.