Die teilstaatlichen Casinos Austria haben 2017 die Umsatzmarke von 4 Mrd. Euro geknackt und über 100 Mio. Euro Gewinn eingespielt. Dennoch ist nicht alles eitel Wonne: Die Aktionäre Sazka und Novomatic streiten, und der neue, intern umstrittene Casinos-Chef Alexander Labak ist mit dem Geschäftsgang unzufrieden.
Minderheitsaktionär Novomatic ist wegen eines Zeitungsinterviews des Casinos-Vizeaufsichtsratschefs Pavel Horak mehr als verstimmt. Horak, ein Mann der tschechischen Sazka-Gruppe, die die Mehrheit an den Casinos hält und weiter aufstocken will, hatte über ein Abkommen zwischen Sazka und Novomatic geplaudert. Demnach räumt der niederösterreichische Automatenriese der Sazka-Gruppe die Stimmrechte für seine 17 Prozent an den Casinos ein. Dafür hat Novomatic eine Put-Option, wenn der Konzern also seine Anteile verkaufen will, muss die Sazka sie nehmen.
Bruch der Verschwiegenheitspflicht?
Novomatic-Sprecher Bernhard Krumpel betonte am Freitag gegenüber der APA erneut, dass der Konzern seine Casinos-Anteile (17 Prozent) derzeit nicht verkaufen wolle. Und: "Das Shareholder-Agreement unterliegt der Vertraulichkeit."
Nach APA-Informationen prüfen die Mitaktionäre, ob sie gegen Horak wegen des Interviews rechtlich vorgehen, schließlich hätten Aufsichtsräte eine Verschwiegenheitspflicht.
Insider verweisen zudem auf eine Change-of-Control-Klausel, nach der die Vereinbarung hinfällig ist, sobald sich die Eigentumsverhältnisse bei der Sazka auch nur geringfügig ändern. Wenn Sazka wie geplant bald an die Londoner Börse gebracht wird, gehen die abgetretenen Casinos-Stimmrechte wohl wieder an Novomatic zurück.
Das Finanzministerium, dem über die Staatsholding ÖBIB ein Drittel der Casinos gehört, schlägt sich weder auf die Seite von Novomatic noch auf eine andere, wie ein Sprecher von Finanzminister Hartwig Löger (ÖVP) auf eine entsprechende Frage zur APA sagte. "Wir haben unsere eigenen Position." Es gehe darum, die Interessen auf einen Nenner zu bringen und zu schauen, wie sich die Casinos strategisch ausrichten.
Wie geht's mit dem Auslandsgeschäft weiter?
Eine dieser Strategiefragen ist der Verkauf der Auslandstochter Casinos Austria International (CAI), den die Sazka-Gruppe sowie auch Casinos-Boss Labak, ebenfalls ein Mann der Sazka, forcieren. Die mehr oder weniger eigenmächtige Interessentensuche hat bei der ÖBIB in der Vergangenheit schon für Missstimmung gesorgt. Laut Aufsichtsrat Horak haben die Casinos bereits eine "Handvoll" Interessenten für die CAI, die Labaks Vorgänger Karl Stoss saniert hatte und nun wieder Gewinne schreibt.
Weiteres Aufregerthema ist die Neubesetzung des Casinos-Aufsichtsrats. Sowohl die Sazka als auch der Staat hätten gern den Aufsichtsratsvorsitzenden mit einem ihrer Mannen oder einer ihrer Frauen besetzt. Man ist diesbezüglich in Diskussion. "Wir wollen dem Ausgang der Gespräche nicht vorgreifen", sagte ein Sprecher des Finanzministeriums.
Auch intern gibt es Ärger
Auch Casinos-intern gibt es Ärger. Der neue Chef Labak hat sich ob seines harschen Führungsstils bei den Mitarbeitern nicht beliebt gemacht, der Zentralbetriebsrat hat ihn Anfang des Jahres in einem an Medien gespielten Brief scharf kritisiert, ihm unter anderem missbräuchliche Verwendung der zentralen Videoüberwachung vorgeworfen.
Labak hat sich gestern, Donnerstag, vor Veröffentlichung der Jahreszahlen in einem Brief an seine Mitarbeiter gewandt, in dem er sie zu mehr Gelassenheit aufrief. Sie sollten nicht alles glauben, was in der Zeitung steht. Zudem ging Labak hart mit den einzelnen Casinos-Sparten ins Gericht - trotz der guten Zahlen ist er unzufrieden. Im Online-Glücksspielbereich, wo der Casinos-Konzern eigentlich ein Monopol hat, sei der Marktanteil zu gering, mit den Lottoprodukten erreiche man die Jungen nicht und in den inländischen Spielbanken gebe es zu wenig Besucher. Die WINWIN-Automatenhallen seien nicht profitabel genug, die CAI habe "noch kein stringentes Geschäftsmodell".