Die Bio-Fläche in der heimischen Landwirtschaft und der Umsatz von Bio-Frischwaren im Lebensmittelhandel sind 2017 deutlich gestiegen. Nachholbedarf für Bio gibt es hingegen in der Gastronomie. Derzeit sind 99 österreichische Bio-Produzenten bei der Biofach-Messe in Nürnberg vertreten. Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) stattete am Freitag den Herstellern einen Besuch ab.
Die Zahl der landwirtschaftlichen Bio-Betriebe in Österreich ist 2017 im Vergleich zum Jahr davor um sechs Prozent auf 23.117 gestiegen, sagte Bio-Austria-Obfrau Gertraud Grabmann am Freitag vor Journalisten in Nürnberg. "Bio entwickelt sich weiterhin sehr positiv", zeigte sich Grabmann zufrieden. Zwischen 2011 und 2015 stagnierte die Anzahl der Biobauern und Biofläche, stieg dann erstmals im Jahr 2016 wieder merklich an.
Fast 620.000 Hektar biologisch bewirtschaftete Fläche
Die biologisch bewirtschaftete Fläche in Österreich ist von 2016 auf 2017 um acht Prozent auf 619.380 Hektar gestiegen. Der Anteil der Bio-Flächen an allen landwirtschaftlichen Flächen stieg um 1,9 Prozentpunkte auf 23,9 Prozent. Für 2018 wird ein weiterer Anstieg auf 24,3 Prozent erwartet.
Im vergangenen Jahr hatte der Branchenverband Bio-Austria einen Bio-Flächenanteil von 30 Prozent bis 2025 als Ziel ausgerufen. "Dies würden viele Player mittragen. Das Ziel ist nach wie vor gesetzt", sagte Grabmann. Um dieses Ziel in der Bio-Produktion zu erreichen, müsste auch im Absatz mehr gemacht werden. "In der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung gibt es noch sehr viel Potenzial", so die Bio-Austria-Obfrau. Im Gegensatz zum Lebensmittelhandel hat sich Bio in der Gastronomie in Österreich noch nicht wirklich durchgesetzt.
Umsätze wachsen zweistellig
Der Umsatz von Bio-Frischwaren im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel (ohne Brot und Gebäck) stieg 2017 im Vergleich zum Jahr davor um 11,8 Prozent auf 508,3 Mio. Euro, geht aus aktuellen Daten der AMA Marketing hervor. Der höchste wertmäßige Bio-Anteil im heimischen Lebensmitteleinzelhandel entfiel 2017 auf Eier mit 21,6 Prozent, gefolgt von Trinkmilch mit rund 18,5 Prozent, Kartoffeln (16,9 Prozent) und Frischgemüse (15,3 Prozent). Bei Fruchtjoghurt, Obst und Butter ist der Bio-Anteil ebenfalls zweistellig. Käse liegt mit einem Bio-Anteil von 9,6 Prozent etwas über dem Durchschnitt von 8,6 Prozent. Traditionell niedrig ist der Anteil bei Fleisch und Wurst bei 4,5 bzw. 2,9 Prozent, weil die Kosten für die Biobauern dort deutlich über der konventionellen Produktion liegen.
Weltweit lag der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln laut dem Schweizer Forschungsinstitut (FIBL) im Jahr 2016 bei 89,7 Mrd. Dollar (71,8 Mrd. Euro), davon 38,9 Mrd. Dollar in den USA, gefolgt von Deutschland mit 9,5 Mrd. Dollar und Frankreich mit 6,7 Mrd. Dollar. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 beliefen sich die Umsätze auf nur 17,9 Mrd. Dollar.
Landwirtschaftsministerin Köstinger wollte sich auf Nachfragen von Journalisten nicht auf ein Bio-Flächenziel in Österreich festlegen. "Ich halte nichts von Prozentsätzen", so Köstinger. Von staatlicher Seite dürfe kein Prozentsatz vorgegeben werden. Die Bio-Produktion sollte vielmehr mit der Marktnachfrage mitwachsen. "Wir dürfen uns nicht mit den Billigsten messen, sondern mit den Besten", sagte die Landwirtschaftsministerin. Dies gelte sowohl für die Bio- als auch die konventionelle Landwirtschaft.
Größte Bio-Fachmesse in Europa
Bei der derzeit laufenden Biofach-Messe in Nürnberg - die größte Fachmesse in Europa mit knapp 3.000 Ausstellern und mehr als 50.000 Besuchern - sind 99 österreichische Bio-Produzenten vertreten.
Der österreichische Bio-Tee- und Gewürzproduzent Sonnentor feiert heuer sein 30-jähriges Bestehen und ist bereits zum 28. Mal auf der Biofach-Messe vertreten. Der Hersteller erzielte zuletzt inklusive seiner tschechischen Tochter einen Umsatz von rund 50 Mio. Euro. Heuer sollen das 29. und 30. Sonnentor-Geschäft eröffnen, davon sind 18 als Franchise-Filialen geführt, sagte Sonnentor-Gründer Johannes Gutmann zur APA. Die starke Expansion von Sonnentor in Deutschland sei vor allem auf die Kooperation mit dem Bio-Groß- und Einzelhändler Dennree zurückzuführen. Ein Wachstumsbereich für Sonnentor seien derzeit Grillgewürze.
Schwierige Siuation nach schlechter Apfelernte
Nach zwei schlechten Apfelernten kämpft der österreichische Getränkehersteller Höllinger mit der angespannten Versorgungslage. Man müsse hohe Preise für die Äpfel zahlen, könne dies aber "nur zum Teil" an den Handel weitergeben, sagte Eigentümer Gerhard Höllinger. In Kürze werde man auf den Flaschen-Etiketten über die Ursachen der Ernteausfälle informieren. Höllinger verkauft eine breite Palette von Bio-Fruchtsäften und -Limonaden. Der Exportanteil des Getränkeproduzenten mit 10 Mitarbeitern liegt bereits bei 60 Prozent.
Der steirische Bio-Apfel-Vermarkter "Von Herzen" - im Besitz von rund 100 Bio-Bauern - hat aufgrund der besonders schlechten Apfelernte 2017 den Export eingeschränkt. Man hoffe, die Kunden noch bis April mit Bio-Äpfeln beliefern zu können, sagte "Von Herzen"-Marketingchef Hannes Schaffler. Derzeit würden 50 Betriebe auf Bio umstellen. Bei einer guten Apfelernte könne man dann die ausländische Kunden auch wieder mit ausreichender Ware versorgen.