Ein virtuelles Comic-Bild eines Kätzchens ist vor kurzem für 120.000 US-Dollar (rund 100.000 Euro) auf der Plattform CryptoKitties verkauft worden. Ähnlich wie Panini-Sticker gesammelt werden, sind auch die "Kitties" Kollektionsstücke, die gekauft und verkauft werden. Doch im Gegensatz zu Fußballpickerl können sich die Kitties mit Artgenossen paaren und neue einzigartige Kätzchen zu züchten.

Blockchain-Technologie

Das Spiel CryptoKitties ist eine Anwendung der Blockchain-Technologie, auf der auch die Kryptowährung Bitcoin basiert. Das System berechnet für jedes Kätzchen einen Platzhalter, einen sogenannten Token. CryptoKitties wurde erst im November ins Leben gerufen. Schon im Dezember gingen fünf virtuelle Kätzchen mit besonders seltenen Eigenschaften für über 100.000 Dollar über den Tisch, die teuerste namens Genesis für 120.000 Dollar. Laut "New York Times" war der Mitgründer von CryptoKitties, Mack Flavelle, von der schnellen Entwicklung überrascht. "Wir dachten es würde sich langsam aufbauen, ein paar Monate dauern, aber es ging so schnell."

Mit "echtem" Geld nicht erwerbbar

Mit traditionellen Währungen kann man die virtuellen Zeichentrick-Unikate nicht kaufen. Man benötigt die Kryptowährung Ether um die Tokens zu erwerben. Ether ist die Währung des Ethereum-Netzwerks. Auf der Handelsplattform für Kryptowährungen coinbase kostete ein Ether zuletzt etwa 610 Euro. Ethereum könne aber Transaktionen deutlich schneller abgewickeln als im schwerfälligen Bitcoin-Netzwerk, liest man in einschlägigen Foren. Katzenkäufer oder Züchter können also damit rechnen, dass ihre Geschäfte vergleichsweise zügig erledigt werden. Das Studio Axiom Zen gab bekannt, Transaktionen von über 15 Millionen Dollar über ihre Plattform abgewickelt zu haben und ist damit die größte auf Ethereum basierende Applikation. Mitte Dezember zählte die Plattform über 150.000 registrierte Nutzer.

Alle 15 Minuten eine "Katze"

Erworben werden können CryptoKitties auf dem dafür vorgesehenen Marktplatz auf der Webseite cryptokitties.com. Dort wird alle 15 Minuten eine brandneue Kryptokatze zum Kauf geboten. Alle Katzen besitzen verschiedene Eigenschaften, manche dieser Eigenschaften treten recht häufig auf, andere, wie ein Schnurrbart oder ein Vampir-Outfit, eher selten. Vier Milliarden Kombinationen der possierlichen Tierchen seien möglich, heißt es auf der Website. Mitte Dezember existierten 260.000 Kätzchen. Man kann auch gezüchtete Katzen erwerben. Die entstehen, indem Nutzer zwei Katzen miteinander kreuzen. Virtuelle Katzen haben kein Geschlecht. Die Geburtsgebühr beträgt dabei zwischen 0,001 und 0,002 Ether. Die Website hatte die Gebühr erst erhöht, weil es zu Stau auf der Plattform gekommen war.

Katzen mit besonderen Merkmalen erfreuen sich einer größeren Nachfrage und werden dementsprechend zu hohen Preisen gehandelt. Vom Computer neu generierte Katzen kosten unabhängig von ihren Eigenschaften derzeit etwa vier Ether (2.440 Euro). Aktuell kosten die teuersten Kitties, die auf der Website zum Kauf geboten werden, 999.999 Ether, die preiswertesten 0,003 Ether.

Kritik an den Transaktionen

Bei Transaktionen in dieser Höhe wird Kritik laut. Einige Nutzer versuchen mit ihren Kätzchen durchaus Geld zu verdienen. Doch die Kryptowährungen geraten immer mehr aufgrund ihrer hohen Volatilität ins Visier von Finanzaufsichtsbehörden. "So lange es ähnliche Spiele, Kreise gibt, bleibt die Nachfrage nach Kryptowährungen unabhängig vom Preis bestehen", sagte Leonhard Weese, der Präsident der Bitcoin Assoziation in Hongkong. Diese Spiele verhelfen Kryptowährungen und der Blockchain-Technologie im Mainstream anzukommen, erklärte der Südtiroler.

Der Großteil der Nutzer sieht die Kitties als ein Spiel, das Spaß machen soll. Inzwischen gibt es auch Schönheitswettbewerbe - den ersten, am 27. Dezember, gewann eine Kitty namens "Persian Jaguar Sandel". Im Frühjahr 2018 soll das Spiel über eine mobile App zugänglich sein. Bald soll es mit den CryptoPuppies auch virtuelle Hunde geben. Zu welchen Preisen diese gehandelt werden, ist noch nicht festgelegt.

Viele betrachten diese Spiele mit Skepsis. Ethereum-Gründer Vitalik Buterin hatte mit einem Vergleich zu den Absurditäten des Kunstmarktes dagegen gehalten. "Kryptokatzen sind nur eine Reflexion der größeren Welt", schrieb Buterin auf Twitter. Dazu verlinkte der in Russland geborene Kanadier einen Artikel über die Versteigerung eines Gemäldes von Leonardo da Vinci für eine halbe Milliarde Dollar.