Der skandalgeschüttelte Fahrdienst-Vermittler Uber nimmt für einen Neuanfang einen drastischen Abschlag beim Firmenwert in Kauf. Der japanische Technologiekonzern Softbank bekommt einen Anteil von 15 Prozent für 7,7 Milliarden Dollar (6,45 Milliarden Euro). Der Wert von ganz Uber wird damit bei rund 50 Milliarden Dollar angesetzt - nach fast 70 Milliarden Dollar bei früheren Geldspritzen.
Doch Uber setzt darauf, sich mit einem neuen Großaktionär aus dem Schatten des umstrittenen Mitgründers und Ex-Chefs Travis Kalanick zu lösen und die jüngste Skandal-Serie hinter sich zu lassen.
Der Deal solle im Jänner unter Dach und Fach gebracht werden, sagte der Chef des Softbank-Investmentarms, Rajeev Misra, der "Financial Times". Softbank erwirbt nach bisherigen Plänen einen kleinen Anteil direkt bei Uber zur bisherigen Bewertung - kauft den Großteil des Pakets aber bisherigen Aktionären deutlich günstiger ab. Außerdem bekommen andere Mitglieder des Softbank-Konsortiums wie der chinesische Internet-Konzern Tencent auf diese Weise einen Anteil von 2,5 Prozent für rund eine Milliarde Dollar.
Für Investoren und Mitarbeiter war es eine seltene Möglichkeit, sich von Beteiligungen an der bisher noch nicht an der Börse gelisteten Firma zu trennen. Die Angebotsfrist lief von Ende November bis Donnerstag, das Konsortium wollte auf mindestens 14 Prozent kommen.
Beim neuen Preis dürfte der Rivale Didi Chuxing jetzt mehr wert sein als Uber. Die Chinesen sollen bei ihrer letzten Finanzierungsrunde zu einer Gesamtbewertung von 56 Milliarden Dollar frisches Geld bei Investoren besorgt haben. Damit wäre Uber die Krone als teuerstes Start-up der Welt los. Bereits im August hatten einige große Fondsgesellschaften ihre Uber-Anteile deutlich abgewertet.
Ein Grund für die Skepsis der Anleger dürften Ubers etliche Skandale sein. Die Vorwürfe gegen die wegen ihrer aggressiven Unternehmenskultur ohnehin umstrittene Firma reichen von Sexismus und Diskriminierung über Technologie-Diebstahl bis zu Spionage-Affären. Mitte 2017 musste Kalanick unter dem Druck von Investoren zurücktreten. Danach tobte ein Machtkampf im Verwaltungsrat, wo Kalanick noch immer als Großaktionär Einfluss hat. Ob er selbst nun auch Aktien verkauft hat, blieb zunächst unklar. Softbank soll mit dem Deal zwei Sitze im Aufsichtsrat bekommen, was die Machtverhältnisse etwas verschiebt.
Softbank hatte bereits im November eine grundsätzliche Einigung über einen Einstieg bei Uber erzielt. Die Investition ist auch finanziell wichtig für Uber: Der Fahrdienst-Vermittler arbeitet nach einer rasanten globalen Expansion weiterhin mit hohen Verlusten und kann eine weitere Geldspritze bis zu dem für 2019 anvisierten Börsengang gut gebrauchen. Außerdem könnte Softbank seine Milliarden sonst in den Rivalen Lyft stecken.