Kurz vor Weihnachten kommt Bitcoin unter die Räder: Nachdem die Kryptowährung noch vor wenigen Tagen für mehr als 20.000 Dollar den Besitzer gewechselt hatte, fiel ihr Wert am Freitag um mehr als 30 Prozent auf bis zu 10.800 Dollar und steuerte auf den größten Tagesverlust seit fast fünf Jahren zu. Die Preise anderer Cyber-Devisen wie Bitcoin Cash, Ethereum oder Ripple stürzten ähnlich stark ab.

Timo Emden, Deutschland-Chef des Online-Brokers DailyFX, sprach von Panik-Verkäufen. "Zahlreiche Privatanleger dürften sich in den letzten Tagen die Finger an digitalen Talern verbrannt haben." Nach Einschätzung des Analysten Neil Wilson vom Brokerhaus ETX Capital ist es aber fraglich, dass die Spekulationsblase geplatzt ist. Schließlich seien drastische Kursausschläge bei Kryptowährungen an der Tagesordnung. "Um die Totenglocken zu läuten, ist es noch zu früh. Es sieht eher danach aus, dass es an der Zeit ist, Gewinne einzustreichen und sie für extra-festliches Weihnachten auszugeben." Trotz der aktuellen Kursverluste kostet ein Bitcoin derzeit immer noch etwa zehn Mal so viel wie zu Jahresbeginn.

Einen konkreten Auslöser für aktuellen den Ausverkauf konnten Börsianer nicht nennen. Allerdings hatten seit Anfang der Woche Notenbanker, Politiker und Aufseher mit teils drastischen Worten vor hohen Verlusten bei Spekulationen mit Bitcoin gewarnt, die besonders Privatanleger in den Ruin treiben könnten. Zudem sorgte der Verdacht auf Insiderhandel beim Cyber-Börsenbetreiber Coinbase für Verunsicherung. Die Handelsplattform stellte ihren Betrieb Mitte der Woche sogar teilweise ein.

Überraschend deutliche Worte hatte am Montag der dänische Zentralbankchef Lars Rode gefunden: "Bleiben Sie weg. Das ist tödlich!", hatte er in einem landesweit zu hörenden Interview mit dem Radiosender DR gesagt. Stimmen, die ein Verbot der Cyberwährung oder zumindest enge Grenzen für die Spekulation mit Bitcoin forderten wurden zuletzt immer lauter. Bundesbank-Chef Jens Weidmann warnte ebenfalls vor Verlusten, steht einem Verbot aber skeptisch gegenüber.

Höhepunkt des Hypes

Vorläufiger Höhepunkt des Bitcoin-Hype war am Donnerstag die Ankündigung des US-Möbelhändlers Nova LifeStyle, künftig Bitcoin und andere Kryptowährungen regulär als Zahlungsmittel zu akzeptieren. Die Aktie des Unternehmens katapultierte dies um 38 Prozent in die Höhe. Am Freitag berichtete die Finanzagentur Bloomberg, dass die US-Investmentbank Goldman Sachs einen eigenen Handelsbereich für Kryptowährungen wie Bitcoin schaffen will. Ein Sprecher des Geldhauses erklärte: "Als Reaktion auf das Kundeninteresse an digitalen Währungen prüfen wir, wie wir dieses am besten bedienen können."

Der Bitcoin-Absturz riss am Freitag Aktien von Unternehmen, die im weitesten Sinne mit der Cyber-Devise zu tun haben, mit in die Tiefe: Die Titel der Bitcoin Group, die mit Bitcoin.de die einzige deutsche Börse für Kryptowährungen betreibt, verloren zeitweise knapp 24 Prozent ihres Wertes. An der Wall Street brachen Long Island Iced Tea, LongFin, Marathon, Overstock.com, Rioty, Social Reality, Square und Xunlei um bis zu 27 Prozent ein. Diese Unternehmen beschäftigen sich mit der Blockchain-Technologie, auf der Bitcoin und andere Cyber-Devisen basieren. Allerdings hatte der Hype um Krypto-Währungen diesen Firmen in den vergangenen Monaten Kursgewinne von teilweise 1000 Prozent beschert.