Die Finanzminister der fünf größten EU-Länder warnen vor massiven Störungen des weltweiten Handels durch die geplante US-Steuerreform. In einem gemeinsamen Brief an ihren US-Kollegen Steven Mnuchin äußerten sie ihre Sorge über die derzeit diskutierten Vorschläge aus dem Senat und dem Repräsentantenhaus.

Es gebe einige eher unkonventionelle Regelungen, "die mit den US-Doppelbesteuerungsabkommen kollidieren und womöglich Risiken einer größeren Verzerrung im internationalen Handel mit sich bringen könnten". Die Finanzminister von Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien appellierten an die USA, diese Sorgen beim weiteren Vorgehen zu berücksichtigen.

Grund für den gemeinsamen Alarm-Brief ist, dass die US-Steuerpläne inzwischen Kontur angenommen haben. Die jeweiligen Entwürfe des Senats und des Repräsentantenhaus müssen aber noch in Einklang gebracht werden. US-Präsident Donald Trump hat versprochen, mit dem ersten großen Umbau des Steuersystems seit 1986 Bürger und Unternehmen erheblich zu entlasten. Vor allem die Mittelschicht soll nach seiner Darstellung von der Reform profitieren. Außerdem sollen die Unternehmenssteuern auf bis zu 20 von 35 Prozent gesenkt werden. Kritikern zufolge würde das Vorhaben jedoch vor allem Reichen und Konzernen zugutekommen und der Schuldenberg der USA zugleich massiv ansteigen.

Die europäischen Finanzminister befürchten, dass das US-Konzept Elemente enthält, die das internationale Steuer- und Handelssystem in Turbulenzen stürzen könnten. Sie haben Zweifel, ob die USA damit nicht gegen WTO-Regeln der Anti-Diskriminierung und gegen den Grundsatz der Doppelbesteuerung verstoßen würden. "Wir sind zuversichtlich, dass Sie einen weisen und ausgewogenen Kompromiss für ihre Mission finden werden, ein modernes und widerstandsfähiges US-Steuersystem zu schaffen", endet das Schreiben der EU-Minister.

Die Europäer beunruhigt unter anderem, dass eine Art Importsteuer von 20 Prozent auf Vorleistungen und -produkte aus dem Ausland eingeführt werden könnte. Kritiker sprechen von einer Grenzausgleichssteuer, wie sie von Anfang an bei den ausländischen Handelspartnern der USA für große Unruhe gesorgt hatte. DIHK-Präsident Eric Schweitzer hatte kürzlich davor gewarnt, diese Importsteuer würde auch deutsche Firmen hart treffen. Die EU-Finanzminister sehen darin einen Verstoß gegen internationale Regeln, gegen Doppelbesteuerungsabkommen sowie eine Diskriminierung ausländischer Anbieter.