Der designierte Fed-Chef Jerome Powell hat sich im US-Kongress zuletzt als Verfechter schrittweiser Zinserhöhungen präsentiert und eine baldige Straffung signalisiert. "Es ist an der Zeit, die Zinsen zu normalisieren. Das gilt auch für die Fed-Bilanz", sagte der langjährige Notenbankdirektor am Dienstag in einer Senatsanhörung im Rahmen seines Bestätigungsverfahrens.
Die Argumente für eine geldpolitische Straffung auf der nächsten Sitzung im Dezember würden "immer zwingender". Zugleich zeigte er sich entschlossen, als künftiger Fed-Chef in der Tradition seiner Vorgänger Ben Bernanke und Janet Yellen auf mögliche künftige Wirtschaftskrisen handfest zu reagieren.
Powell muss noch vom Senat als Nachfolger Yellens bestätigt werden, die sich nach Ablauf ihrer vierjährigen Amtszeit Anfang Februar aus dem Führungsgremium zurückziehen wird. Heute wird sie sich vor einem Kongressausschuss zur Konjunkturentwicklung äußern. Experten erhoffen sich auch Hinweise auf den weiteren geldpolitischen Kurs.
Zinsen dürften Mitte Dezember abermals steigen
Die Fed wird das nächste Mal am 12. und 13. Dezember zu einer geldpolitischen Sitzung zusammenkommen. Es gilt als wahrscheinlich, dass Yellen als letzte große Amtshandlung an der Spitze der Fed die Zinszügel nochmals straffen wird: Sie hat den Schlüsselsatz zur Versorgung der Banken mit Geld dieses Jahr bereits zwei Mal angehoben - zuletzt im Juni auf die aktuell gültige Spanne von 1,0 bis 1,25 Prozent.
Powell hat im Führungskreis der Notenbank alle unter Yellen getroffenen Entscheidungen der vergangenen Jahre mitgetragen - auch den Abbau der Bilanz. Dieser wird sich nach seiner Ansicht bis Anfang des kommenden Jahrzehnts hinziehen. Er veranschlagte vor dem Senatsausschuss einen Zeitraum von drei bis vier Jahren für das im Herbst begonnene Manöver. Letztlich dürfte das Portfolio der Notenbank dann noch 2,5 bis drei Billionen Dollar (bis zu 2,5 Billionen Euro) schwer sein. Die Notenbank will ihren Bestand an Staatsanleihen Zug um Zug senken.
US-Präsident Donald Trump, ein bekennender Anhänger niedriger Zinsen, hatte Yellen im Wahlkampf heftig kritisiert, ihre Leistung jedoch später in milderem Licht dargestellt. Dennoch verwehrte er ihr eine zweite Amtszeit und entschied sich stattdessen für seinen republikanischen Parteifreund Powell. Trump wird dem Führungsgremium der Notenbank noch weiter seinen Stempel aufdrücken können, da es mehrere vakante Positionen im Direktorium zu besetzen gilt.