Der letzte planmäßige Flug der bankrotten Fluggesellschaft Air Berlin ist seit Wochen ausgebucht.
Die letzte Maschine mit eigener Air-Berlin-Flugnummer AB6210 startet um 21.35 Uhr in München und landet um 22.45 Uhr in Berlin-Tegel. Dort wird es für die Maschine voraussichtlich eine Wasserfontäne der Feuerwehr geben, wie es bei solchen Ereignissen üblich ist.
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sprach von einem "tiefen Einschnitt" im Berliner Luftverkehr. "Die Fluggesellschaft mit Sitz in der deutschen Hauptstadt und mit dem Namen Berlin auf ihren rot-weißen Maschinen war auf der ganzen Welt ein sympathischer Botschafter unserer Stadt."
Die Airline wurde 1978 gegründet und feierte am 28. April 1979 ihren Erstflug von Berlin nach Mallorca. Kritiker machen eine zu schnelle Expansion und ein verfehltes Geschäftsmodell für das Scheitern der Fluggesellschaft verantwortlich. Demnach wurde Air Berlin im Konkurrenzkampf mit Billigfliegern auf der einen Seite und Premium-Airlines wie der Lufthansa auf der anderen Seite zerrieben.
Nach der Insolvenz Mitte August wird Air Berlin nun zerschlagen. Den Löwenanteil mit rund 80 von gut 130 Flugzeugen übernimmt die AUA-Mutter Lufthansa. Tausenden der ehemals 8.000 Mitarbeitern droht die Kündigung. Auch die österreichische Air-Berlin-Tochter Niki geht an die Lufthansa.
"Kein Grund zum Feiern"
Besondere Pläne gibt es von Seiten des Unternehmens anlässlich des letzten Fluges nicht. "Das ist ja auch nicht wirklich ein Grund zum Feiern", sagte ein Sprecher Mitte Oktober im "Tagesspiegel".
Der Flughafen Tegel will allerdings die normalerweise um 20.00 Uhr schließende Besucherterrasse länger öffnen, damit Interessierte die Maschine begrüßen können. "Wir als Flughafen wollen uns angemessen von der Airline verabschieden, mit deren Mitarbeitern und Passagieren wir über so viele Jahre gut zusammengearbeitet haben", sagte Flughafensprecher Daniel Tolksdorf der Zeitung.
Verhandlungen mit Easyjet und Condor laufen noch
Unterdessen verhandelt Air Berlin derzeit parallel mit Easyjet und Condor über den Verkauf von Teilen des Unternehmens. "Es ist ein knappes Rennen zwischen den beiden", so ein Sprecher. Offen blieb zunächst, wann im laufenden vorläufigen Insolvenzverfahren spätestens noch ein Abschluss mit einem der beiden Interessenten möglich ist.
Mit der britischen Fluggesellschaft Easyjet verhandelt Air Berlin seit gut einem Monat über die Übernahme von etwa 25 Flugzeugen. Auch Easyjet bestätigte, dass die Verhandlungen am Donnerstag noch liefen. Zu den Erfolgsaussichten machte ein Unternehmenssprecher keine Angaben.
Mit AUA-Mutter Lufthansa hat sich Air Berlin vor zwei Wochen auf die Übernahme von 81 Maschinen verständigt, das ist mehr als die Hälfte der Flotte. Zudem sollen bis zu 3000 Mitarbeiter von Air Berlin zum Lufthansa-Konzern wechseln.
Verdi: Auffanglösung für Bodenpersonal steht
Die Auffanglösung für das Bodenpersonal der insolventen Fluggesellschaft steht laut Angaben der Gewerkschaft Verdi mittlerweile. Die Transfergesellschaft für rund 1400 Beschäftigte werde am 1. November ihre Arbeit aufnehmen, teilte die Gewerkschaft am Donnerstag mit.
Da die Airline abgewickelt werden müsse und dazu noch Personal benötigt werde, könnten zunächst nicht alle Beschäftigten der Verwaltung in die Gesellschaft zur Vermittlung und zur Qualifizierung wechseln. Gestartet werde zunächst vermutlich mit rund 400 Beschäftigten. Andere Mitarbeiter könnten dann schrittweise folgen. Dies geschehe aber nicht automatisch, sondern muss laut Verdi auf freiwilliger Grundlage von den Betroffenen erklärt werden.
Eine große Lösung für eine Transfergesellschaft über rund 50 Millionen Euro für etwa 4000 Mitarbeiter war gescheitert, da sich Bund und Länder nicht ausreichend an der Finanzierung beteiligen wollten.
Konsortium übernimmt Frachtvermittler von Air Berlin
Air Berlin hat unterdessen für einen weiteren Geschäftsteil neue Eigentümer gefunden. Die Bietergemeinschaft der Berliner Zeitfracht-Gruppe übernehme die Düsseldorfer Air-Berlin-Tochter Leisure Cargo mit ihren 60 Mitarbeitern. Der Frachtraumvermittler ist Spezialist für die Mitnahme von Luftfracht in Passagierflugzeugen.
Die Verhandlungen des Konsortiums über einen Kauf der Techniksparte von Air Berlin würden fortgesetzt, erklärte Zeitfracht-Chef Wolfram Simon. Sie sollten bald erfolgreich abgeschlossen werden, und dabei möglichst viele Arbeitsplätze gesichert werden. Der Technik-Bereich hat mehr als 100 Beschäftigte mit größeren Standorten in Berlin, Düsseldorf und München.
Mehr als die Hälfte der Flotte von Air Berlin geht an die Lufthansa. Die Airline verhandelte zuletzt außerdem mit Easyjet über die Übernahme von 25 Maschinen am Standort Berlin. Am Dienstag sollte sich der Gläubigerausschuss erneut mit dem Stand der Verhandlungen beschäftigen.