Europas Leitbörsen haben den Handel am Donnerstag im Anschluss an den heutigen EZB-Entscheid einheitlich mit festerer Tendenz beendet. Der Euro-Stoxx-50 stieg um 1,27 Prozent auf 3.637,20 Einheiten. Der deutsche DAX legte 1,39 Prozent auf 13.133,28 Punkte zu. Erstmals in seiner Geschichte stieg der Index über die Marke von 13.100 Punkten.
Die volle Aufmerksamkeit der Anleger richtete sich auf die Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Diese hat zwar wie erwartet einen ersten Schritt in Richtung eines Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik gesetzt, geht jedoch sehr vorsichtig bei ihrer Straffung vor und sorgt damit für gute Stimmung unter den Aktien-Investoren.
Euro fällt deutlich
Ab Jänner 2018 wird die EZB monatlich Staatsanleihen und andere Wertpapiere für nur noch 30 Mrd. Euro kaufen, nach 60. Mrd. Euro zuvor, und halbiert damit das Volumen ihres Kaufprogramms. Allerdings soll das Programm nun bis mindestens Ende September 2018 laufen und damit neun Monate länger als bisher geplant. Der Leitzins blieb zudem wie erwartet unverändert auf seinem Rekordtief von 0,0 Prozent.
Während die Beschlüsse an den Aktienbörsen positiv aufgenommen wurde, ging es für den Euro deutlich bergab. Zwischenzeitlich rutschte die Gemeinschaftswährung sogar unter 1,17 Dollar ab, nachdem sie in der Früh noch bei rund 1,1820 Dollar notiert hatte. Zuletzt stand der Euro bei 1,1701 Dollar.
Experten äußerten sich mitunter kritisch zum Vorgehen der europäischen Währungshüter. So sagte der Chefvolkswirt der Allianz, Michael Heise, die Fortsetzung der Käufe bis September 2018 sei angesichts der starken Konjunktur und der Aussicht auf eine stärkere Inflation "viel zu expansiv". Auch Clemens Fuest, Präsident des deutschen Ifo-Instituts, kommentierte die EZB-Entscheidung kritisch: "Das ist ein Schritt in die richtige Richtung hin auf eine Normalisierung, aber der Abbau müsste schneller erfolgen. Die Geldpolitik bleibt durch die niedrigen Zinsen ohnehin expansiv."