Wiener-Städtische-Chef Robert Lasshofer wünscht sich von der neuen Regierung eine Ausweitung der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge auf Wohnbau- und Infrastrukturfinanzierungen sowie ein Obligatorium zur Absicherung gegen Schäden aus Naturkatastrophen. Hätte jeder eine NatKat-Versicherung, würde sie etwa für Einfamilienhäuser fünf Euro im Monat kosten, für eine 80-m2-Wohnung nur einen Euro.
Vor allem kleine, lokale Hagel- oder Starkregen-Ereignisse würden hohe Schäden verursachen. Eine Pflichtversicherung in diesem Bereich wäre recht kostengünstig möglich und würde auch den staatlichen Katastrophenfonds massiv entlasten, sagte Lasshofer im Gespräch mit der APA.
Rückgang bei Lebensversicherungen
Zur Zukunftsvorsorge werde der Versicherungsverband an die neue Bundesregierung herantreten, um hier Verbesserungen zu erreichen. So sollten etwa Teile der angesparten Gelder teils auch für Wohnbau- oder Infrastrukturinvestments verwendet werden können, um die Zukunftsvorsorge wieder auf die Beine zu stellen. Bei der Wiener Städtischen, die dieses Produkt als "Prämienpension" verkauft, handle es sich um ein Flaggschiff unter den Lebensversicherungs-Angeboten. Auch wenn die Vertragszahl durch abreifende 10-Jahres-Verträge jährlich um ein Prozent abschmelze, verkaufe sich das Produkt nach wie vor.
In der Lebensversicherung insgesamt verzeichnete die VIG-Tochter Wiener Städtische heuer bis zum dritten Quartal einen Einnahmenrückgang um 5 Prozent, war damit laut Lasshofer aber besser als die Gesamtbranche. Ausschlaggebend für das starke Minus sei der Rückgang bei den Einmalerlägen um 25 Prozent, "etwas Gewünschtes". Einmalprämien nehme man nur noch entgegen, wenn gleichzeitig eine biometrische Lösung vereinbart werde, also eine Verrentung. Bei den laufenden LV-Prämien habe man bis September 0,6 Prozent Rückgang verzeichnet, am Gesamtmarkt sei das Minus größer. Die Wiener Städtische biete bis Jahresende noch immer 2 1/2 Prozent Gewinnbeteiligung an.
Krankenversicherung: Hohe Nachfrage
Die Krankenversicherung - neben Schaden/Unfall ein Wachstumsbereich der Branche - entwickelt sich laut Lasshofer in seinem Haus bei sehr hoher Nachfrage erfreulich. Die Prämieneinnahmen habe man bisher um rund drei Prozent steigern können. Etwas unter dem Marktschnitt liege man, da die Städtische relativ wenig Sonderklassen-Verträge habe, die indexiert seien, dafür aber sehr viele Pflege- und Taggeldversicherungen, die nicht automatisch angepasst würden. Eine sehr hohe Nachfrage registriere man bei Ambulanz- und Privatarzttarifen. Dass die private Krankenversicherung Anfang 2018 teurer werden müsse, liege an einer Senkung des Rechnungszinses, der sich auf die erforderliche Altersrückstellung auswirke. Dies bedeute dann "mehr Prämie bei gleicher Leistung". Bei der Städtischen werde die Verteuerung fünf bis sechs Prozent ausmachen. Lasshofer: "Also bitte vor dem 31. Dezember abschließen, danach wird es teurer."
Anhaltend hochkompetitiv sei der Bereich Schaden/Unfall. Vor allem der Kfz-Sektor sei "sehr wettbewerbsintensiv geworden". In der Kfz-Haftpflicht habe sich die Wirtschaftlichkeit jedoch verbessert, da es weniger Schäden und vor allem weniger kostspielige schwere Personenschäden gebe. Dafür werde die Kasko durch den hohen technischen Ausstattungsgrad der Autos schlechter. Im Kfz-Bereich sei die Städtische heuer bis zum dritten Quartal um 0,9 Prozent gewachsen. In den Nicht-Kfz-Sparten habe man um 2,3 Prozent mehr Prämie eingenommen, sodass das Wachstum in Schaden/Unfall insgesamt 1,7 Prozent betragen habe.