Österreicher häufen lieber Geld an als es in Vorsorgeprodukte zu stecken. Heimische Haushalte haben laut der Oesterrreichischen Nationalbank (OeNB) in den vergangen zwölf Monaten bis Juni 2017 rund 15,6 Mrd. Euro ihres verfügbaren Einkommens nicht konsumiert. Folglich haben sie 7,6 Prozent gespart. Davon wurde mit 13,7 Milliarden Euro der Großteil zum Aufbau des Geldvermögens verwendet.
Nur 1,6 Milliarden Euro floss in betriebliche oder private Vorsorgeprodukte wie Lebensversicherung, kapitalgedeckte Pensionsansprüche und Ansprüche aus betrieblichen Vorsorgekassen. In Aktien wurde wenig investiert. Handelbare Wertpapiere mit Neuveranlagung machten nur einen Betrag von 320 Mio. Euro aus. Die heimischen Haushalte haben in den vergangenen vier Quartalen bis Juni 2017 einen Einkommenszuwachs in Höhe von 204,9 Milliarden Euro oder 3,5 Prozent verzeichnet. Auch mit dem höheren Einkommen bleiben die Österreicher Sparbuchliebhaber. Johannes Turner, Direktor der Hauptabteilung Statistik der Nationalbank, begründet das mit der Sorge um Marktschwankungen. "Sicherheit und Verfügbarkeit sind unverrückbare Prämissen der heimischen Sparer", sagte Turner am Dienstag bei einer Pressekonferenz.
Für die zögerliche Investition in die Vorsorge, macht Turner das heimische Angebot der Vorsorgeprodukte allerdings nicht verantwortlich."Ich glaube, es liegt weniger an den Produkten." Darüber hinaus spielen steuerliche Rahmenbedingungen eine wesentliche Rolle. Laut Daten der EU-Kommission beziehen Österreicher 93 Prozent Pensionsleitungen aus dem Umlageverfahren und nur sieben Prozent aus kapitalgedeckten Pensionsansprüchen. In den Niederlanden werden nur 50 Prozent aus Umlageverfahren bezogen. "Wenn die Rahmenbedingung anders sind, verändert sich natürlich das Verhalten," erklärt der Statistiker.
Österreich sorgt deutlich weniger vor als europäische Nachbarländer. Nur ein Fünftel des Geldvermögen privater Haushalte von 638 Mrd. Euro wurde in private oder betriebliche Vorsorge gesteckt. Die Deutschen investierten mit 30 Prozent deutlich mehr. Der EU-Durchschnitt liegt sogar bei 38 Prozent.
Dabei dürften den Österreichern Rendite verloren gehen, denn das Geld auf dem Konto und dem Sparbuch bringt nur geringe Erträge. Im vergangenem Jahr 2016 beliefen sich diese nur auf 0,28 Prozent. Hingegen lieferten Erträge aus Lebensversicherung und Pensionskassen 4,36 Prozent im selben Zeitraum. Allerdings verweist Turner auf das Immobilienvermögen von 801 Milliarden Euro im Jahr 2016. Auch die Verbindlichkeiten der Haushalte in Höhe von 184 Milliarden Euro im vergangenem Jahr könnte man in Betracht ziehen.