„Die Konjunktur boomt, die Unternehmen investieren und suchen neue Mitarbeiter. Der leer gefegte Arbeitsmarkt für Fachkräfte stellt sie allerdings vor große Herausforderungen“, interpretiert Christoph Kulterer, Präsident der Industriellenvereinigung Kärnten, die Ergebnisse einer Umfrage unter Personalverantwortlichen der Unternehmen.
Haben bis zum Vorjahr noch rund die Hälfte der Unternehmen gemeldet, sie hätten keinen Fachkräftebedarf, so sei dieser Anteil inzwischen auf nur noch 16 Prozent geschrumpft. 84 Prozent orten derzeit einen leicht oder sogar stark steigenden Fachkräftemangel. Daran dürfte sich auch in den kommenden zwei, drei Jahren wenig ändern, so Kulterer.
Für fast zwei Drittel werde der Fachkräftemangel dann immer noch steigen. Kulterer plädiert daher dafür, sich mit allen Facetten dieses Problems intensiv auseinanderzusetzen: „Die im Zeitalter der Digitalisierung steigenden Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter sind Risiko und Chance zugleich“, betont der IV-Kärnten-Präsident. Wer in der Bildung, Forschung und auf der Jagd nach den besten Talenten kreative Wege gehe, der werde Wohlstand und Beschäftigung gewinnen. Die IV Kärnten werde daher gemeinsam mit der Landesregierung auch weiter bildungspolitische Konzepte gestalten und die konsequente Umsetzung dieser einfordern.
Komplexere Jobprofile
Werner Laure, Vorsitzender des Arbeitskreises Personal & Bildung der IV Kärnten, gleichzeitig Personalchef der BKS Bank, sieht es ähnlich wie Kulterer: „Der Fachkräftebedarf wird zusätzlich zum Konjunktureffekt durch immer komplexere Kompetenzprofile in den Jobbeschreibungen erhöht.“ Das Bildungssystem berücksichtige das noch viel zu wenig. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf.
Erich Dörflinger, Leiter des Arbeitskreises Lehrlingsausbildung der IV Kärnten und Chef von Flex Österreich, stellt klar, dass die beruflichen Aussichten für Lehrlinge in der Industrie sehr gut sind: „Alle einschlägigen Studien zeigen uns, dass die Facharbeiter auch im voll digitalisierten Unternehmen eine tragende Säule sein werden“. Gerade die Industrielehre, die „INLEHRE“, habe eine äußerst positive Zukunftsperspektive.
Zui Info: An der Umfrage haben 19 Kärntner Industrieunternehmen mit rund 14.000 Beschäftigten teilgenommen. Sie wurde im Sommer 2017 durchgeführt.